23.2. –  6.3.2020

Die Natur ist so vielfältig und ein unerschöpfliches Thema, wie z.B.:

Die urigen Laubwälder und die weiten unzerschnittenen Äcker, Felder und Schilfgebiete hier auf Rügen, sie sind viel genutzte Einstandsbereiche des Rot- und Damwilds. Entsprechend sehen wir bei jedem Ausflug wiederholt ganze Gruppen von Rehen, die wegen ihrer weissen ‘Spiegeln’ unserer Aufmerksamkeit nicht entgehen. Oft sind sie mitten auf einem baumlosen Feld oder ganz in der Nähe von Jagd-Hochsitzen, von denen es hier unzählige gibt, zu sehen, wo sie ruhig das Frühjahrsgrün äsen; ein friedliches Bild. Apropos Frühling, wir sehen bereits erste Veilchen, Narzissen und Osterglocken blühen! Nun ja, nachdem in den Läden auch schon Oster-Geschenke und -Süssigkeiten in den Regalen stehen, wieso soll nicht auch die Natur schon Oster-Angebote machen !? 😊

Natürlich ist auch hier das neue Coronavirus, das eine schwere Lungenerkrankung auslösen kann und wie so vieles heutzutage aus China kommt, ein aktuelles Thema. Offenbar können Menschen während einer bis zu 14 Tage dauernden Inkubationszeit ansteckend sein, was wohl dazu beigetragen hat, dass die Zahl der Infizierten sich sprunghaft über die ganze Welt vermehrt und die Zahl der Todesopfer inzwischen jene der SARS-Epidemie aus 2002/2003 übersteigt. Deswegen werden überall Grossveranstaltungen wie die grosse Reisemesse in Berlin abgesagt; prominentes Schweizer ‘Opfer’ ist die bekannte Basler Fasnacht oder der Engadiner Skimarathon, die heuer nicht abgehalten werden.

Wir wenden uns gerne einem angenehmeren Thema zu: Regen. Ja auch der kann sehr schön sein: wir beobachten einen kräftigen Regenbogen mit den sieben typischen Farben rot-orange-gelb-hellblau-indigo-violett. Der Beginn des Bogens ist sehr nah, wir suchen dort den berühmten Topf voller Gold, aber immer wenn wir dort sind wo der Anfang eben noch war, ist er weg …. Kommt das kostbare Nass dann von oben, freuen wir uns an den kleinen, schnell grösser werdenden und sich überschneidenden Kreisen, die sich auf der Wasseroberfläche in der Pfütze zeigen. Fortlaufend entstehen unglaublich schöne, lebendige Bilder, immer wieder anders zusammengestellt und voller Faszination.

Pünktlich zum 1. März, der den meteorologischen Frühlingsanfang markiert und nach dem römischen Kriegsgott Mars benannt ist, ist der Lenz wirklich da: der Sonntag macht seinem Namen «Tag der Sonne» alle Ehre, sie scheint mit kurzen Wolken-Unterbrüchen den ganzen Tag. Wir spazieren über die Ebenen und kommen dank Wind und Sonne mit roten Backen zurück.

Bei zuerst nebligem, dann zunehmend sonnigem Wetter gehen wir einem Tipp unseres Pöstlers nach und suchen die Ruinen von Schloss Dwasieden bei Sassitz in unmittelbarer Nähe der Ostsee. Im Internet finden wir heraus, dass das sogenannte ‘weisse Schloss’ 1873 bis 1877 von einem der seinerzeit reichsten Männer (Adolph von Hansemann, war Inhaber der grössten Privatbank des Deutschen Kaiserreiches, die später mit der Deutschen Bank fusionierte) als Sommer-Residenz gebaut wurde. Der Bau des Schlosses aus massivem Sandstein, Granit und echtem Marmor sowie die Gestaltung des 100 ha grossen Parks kosteten damals die enorme Summe von 4 Mio. Goldmark! Dem 2-geschossigen quadratischen Bau waren seitliche Säulengänge mit offenen Pavillons und Aussichtstürmen angeschlossen. In den 1930er Jahren kaufte die Stadt Sassnitz das Schloss, von der es 1935 die Kriegsmarine übernahm. Heute ist wieder die Stadt Sassnitz Besitzerin des Geländes, auf dem nur noch die Pavillonreste existieren, denn 1948 wurde das schöne Schloss leider von der sowjetischen Besatzungszone gesprengt. Säulenreste liegen noch auf dem Waldboden verstreut, sonst kann man von der ganzen Pracht nicht mehr viel sehen. Der Marstall, der frühere fürstliche Pferdestall, wurde 1997 durch Brandstiftung zerstört, er ist im Inneren vollständig ausgebrannt, es steht nur noch die aufwändig gestaltete Fassade. Auf der Rückseite des Gebäude-Gerippes prangt noch heute ein Pferdekopf über dem Eingang und an der Front ein Wappen der Familie Hansemann. Mittlerweile hat die Natur ihren Platz zurückerobert; kleine Bäume wachsen aus dem Mauerwerk. Es mutet traurig an, durch dieses Gelände zu laufen, das heute eine Mischung aus weitestgehend unberührter, ungepflegter Natur, Ruinen – auch alte Bunkeranlagen und zahlreiche verfallende Militärgebäude – und Müll besteht.