14.1. – 21.1.2020
Bei rund 12°C, herrlichem Sonnenschein und nur mässigem Wind steht heute MEHR MEER auf dem Programm. Ein herrlicher Sandstrand mit vielen kleinen und kleinsten Muschelschalen und nur wenig Seetang verführt zu einem langen Küstenausflug. Da es Mitte Woche und um die Mittagszeit herum ist, haben sich nur wenige Leute hierher verlaufen. Wir und die Hunde können uns nach Herzenslust umschauen, die Wellen, die Wasservögel und ihre Flugkünste bewundern und im Tang nach Funden suchen.
Wir spazieren täglich an der ‘Illusion’ vorbei …. Die Illusion ist ein Segelschiff, das offensichtich schon längere Zeit auf dem Trockendock steht und bereits deutliche Spuren von Verwitterung in Form von Regenstriemen über den Schiffskörper zeigt … insofern war der Kauf und Unterhalt sowie die ‘Freiheit’ auf dem Wasser für den Besitzer wohl wirklich eine Illusion (beschönigende, dem Wunschdenken entsprechende Selbsttäuschung über einen in Wirklichkeit weniger positiven Sachverhalt).
Ebenfalls täglich kommen wir am Laden der Fischkorporation vorbei und stellen fest, dass er ziemlich gut besucht ist. Lachs, Karpfen, Hecht, Hering und Aal sehen wir zumeist angepriesen. Es hat ja jeder Fisch seine eigene Saison und darf zum Artenschutz auch nur in bestimmten Mengen gefangen werden. Geräuchert oder gesalzen, sauer eingelegt, gebacken, gebraten oder gegrillt – fangfrischer Fisch steht in vielen Restaurants der Insel ganz oben auf der Speisekarte. Das macht uns nicht an und so kochen wir eigentlich meist ‚unser eigenes Süppchen‘.
Die Wetterprognose für Mitte Januar ist phänomenal, ganzer Tag voll Sonne und um die 10°C. Wir hatten uns über die Festtage vorgenommen, beim nächsten schönen Tag im neuen Jahr einen Ausflug ans Kap Arkona zu machen. Heute ist es also soweit. Wir starten früh, d.h. bei uns zur Zeit um 09:30 Uhr, denn die Fahrt bis Putgarten auf der Halbinsel Wittow dauert rund eine Stunde. Vor allem auf dem schmalen Streifen zwischen Glowe und Juliusruh locken die vielen Parkplätze im Wald unmittelbar hinter dem langgezogenen Strand. Aber unser Ziel heute ist noch weiter nördlich. Am Nordstrand, wo seit einiger Zeit wieder Kegelrobben gesichtet werden können, parkieren wir. Der Hochweg bietet schöne Aus-/Weitsicht auf die Ostsee und den Strand weit unten. Wir befinden uns ziemlich genau vis-à-vis von Trelleborg/S, das etwa 800 km Luftlinie entfernt liegt. Am nördlichsten Punkt von Rügen, dem Siebenschneiderstein ist die Treppe runter wegen Küstenabbruchgefahr gesperrt. Hier ist die Steilküste über 40 m hoch – im Dezember 2011 gab es nach tagelangen Regenfällen einen grossen Küstenabbruch, bei dem auch eine Familie mit heruntergerissen wurde – und so können wir den 165 Tonnen schweren Findling nur von oben bewundern. Deshalb anvisieren wir die schon von Weitem lockenden Zwillingstürme des Leucht- und Peilturms. Der Souvenirshop ist geöffnet aber sonst hat bis Februar alles geschlossen, entsprechend und wohl aufgrund der frühen Zeit, treffen wir unterwegs – wo sich in der Saison ganze Heerscharen von Touristen ‘rumtreiben’ auch nur sehr wenige Leute (vielleicht 6 Paare). So geniessen die Hunde viel Freiheit, überall rumschnüffeln und rumrennen zu können und sind im wahrsten Sinne des Wortes hundemüde, als wir wieder in unserem Winterquartier ankommen.
Bei Dumsevitz äsen viele Rehe auf den weiten Feldern, die bis zur Küste reichen. Auch ein grosser Feldhase, ganze Schwärme von Schwänen und ein paar Kraniche (die heuer offenbar nicht in den Süden fliegen) zeigen sich. Ansonsten sind nur blauer Himmel, die knütschblaue See, gelbe Schilfpartien sowie grüne Äcker zu sehen. Es ist als seien wir mutterseelenallein auf weiter Flur. Heute sind wir dem Himmel ganz nahe gekommen … hier gibt es ein bronzezeitliches Hügelgrab namens ‘Himmel’ und Ferienwohnungen am «Himmel». Ich bin dem Ursprung der vielen Ortsnamen mit der Endung …vitz hier auf Rügen nachgegangen und habe herausgefunden, dass dies aus dem Polnisch-Slawischen kommt. Die Endung vitz zeigt an, dass der vorangestellte Name der Gründer des Ortes oder eine wichtige namensgebende Person des Ortes war.
Ausgerechnet am 8. Geburtstag von Luso, den wir vor 3 Jahren in Portugal verletzt von der Strasse adoptiert haben, springt Pipa so unglücklich verdreht vom Sofa, dass sie sich Rücken und rechte Beine verdreht/verstaucht. Sie scheint ziemliche Schmerzen zu haben … und es ist Samstag. ‘Unsere’ Veterinärin hat glücklicherweise zufällig Dienst und so kommt Pipa zu einer Schmerzspritze und 2 Tagen ärztlich verordneter Ruhe. Es wird also nichts mit einem speziellen Geburtstagsausflug für alle; wir gehen ‘getrennte Wege’, denn Pipa soll ja nicht weit und nur zum Versäubern raus und die beiden anderen wollen das schöne Wetter geniessen. Ein Geburtstagsmenü gibt es dann aber für alle 3 und wir 2-Beiner stossen mit einem Glas Rotwein auf unseren ‘Geburtstags-Buben’ an. Pipa geht es nach schon 1 Tag wieder bestens – der Vorteil der Jugend!
An einem bewölkten Montag parkieren wir unseren VW im Wald und machen eine 4 km Spazierrunde bis zum Hafen von Ralswiek. Der kleine, von einem hübschen Schloss überragte Ort befindet sich am südlichsten Punkt des Grossen Jasmunder Boddens, einer Lagune der Ostsee. Ralswiek ist weitherum bekannt wegen der Störtebeker Festspiele. Der Name bezieht sich auf den Freibeuter und Piraten des 14. Jahrhunderts, Klaus Störtebeker. Hier, auf Deutschlands erfolgreichster Freibühne werden seit 1993 jeweils von Ende Juni bis Anfang September mit den Festspielen jährlich mehrere hunderttausend Zuschauer angelockt. Die Bäume im Wald rundherum stehen auf Sand, entsprechend sieht man recht viele umgefallene Exemplare, die ihren Halt verloren haben.