7.3. –  20.3.2020

Fussgänger- und Velowege meiden wir wegen der Leinen-Konflikte, aber bei regnerischem Wetter sind sie ganz praktisch, weil dann die Schuhe und Pfoten nicht so unkenntlich und dreckverklebt werden. Das nützt wiederum nur, wenn man (Hunde!) auf dem Weg bleiben. Wenn es daneben auf dem grün werdenden Acker so feine ‘frisch gewaschene’ Blätter und ausserdem jede Menge Spuren und Duftmarken von Mäusen und Maulwürfen hat, ist jede Planung über den Haufen geworfen! Aber trotzdem oder gerade deswegen ist es schön und nachher kann man so herrlich im Traum nochmals alles durchleben, dabei auf dem Rücken liegen, die Pfoten bewegen und das Ganze mit Tönen begleiten. Lustig, was in einem Hundekopf so alles passiert. Nachdem es über Nacht nochmals kalt war, entdecken wir am Morgen auf dem braunen Waldboden weisse Graupel-Körnchen; das Ganze sieht aus wie Hagelzucker auf Schoko-Kuchen … ! Rehe, Feldhasen, Kraniche, sogar Rebhühner und viele weitere Vögel geniessen in den Tagen nach dem Vollmond die erste Frühlingswärme. Buschwindröschen, Scharbockskraut, Waldmeister, Veilchen, Huflattich etc. säumen unsere Wege. In Grabow spazieren wir nochmals zum südlichsten Punkt Rügens, wo uns eine Gruppe Singschwäne im Abendlicht eine live-Vorstellung des Schwanensee-Balletts bietet. Weisse, elegante Schwäne schauen gar nicht scheu interessiert zu uns, putzen sich, paddeln herum und tauchen nach Futter. Am 13.3. hören wir im Radio, dass wegen der Corona Pandemie in der Schweiz alle Schulen bis vorläufig 4.4. geschlossen bleiben und Veranstaltungen mit mehr als 100 Personen bis Ende April nicht stattfinden dürfen. Wir überlegen, ob wir früher heimfahren, weil das Risiko besteht, dass in Deutschland die Hotels schliessen müssen und wir auf der Rückfahrt evtl. keine Übernachtungsmöglichkeit finden. Am Montag 16.3. heisst es, dass die deutschen Ostseeinseln für Touristen gesperrt werden und dass alle, die dort nicht ihren Erstwohnsitz haben aufgerufen sind, bis Donnerstag die Inseln zu verlassen. Es ist kein Schabernack … nichtsdestotrotz unternehmen wir nochmals eine Feld-Wald-Wiesen-Runde an einem Ort diesen Namens. Am nächsten Tag hören wir, dass die Schulschliessungen in der Schweiz bereits bis zum 19.4., also nach Ostern, verlängert sind. Wir beginnen also mit dem Packen, füllen den Anhänger, bedanken uns nochmals bei allen liebgewonnenen Personen und verlassen am 18.3. nachmittags die Insel. Die Zufahrt zur nach Rügen führenden Brücke ist bereits gesperrt, nur Versorgungslieferungen und Einheimische dürfen noch passieren. Entlang der fast leeren Autobahn – hauptsächlich LkWs sind noch unterwegs – blühen die Büsche in weiss-gelb-hellgrün und rosa und wir sehen uns genötigt – mit hechelnden Hunden im Fond – bereits wieder die Klimaanlage zu aktivieren. Nach 266 km erreichen wir das unbedingt empfehlenswerte Hotel am Untersee in Bantikow, das uns als Durchreisende noch aufnimmt, aber keine Feriengäste mehr beherbergen darf. Das dazugehörende Restaurant – wie alle anderen auch – muss um 18 Uhr schliessen, freundlicherweise stellt man uns vorher aber noch einen Salat auf’s Zimmer. Zuerst heisst es aber Ausgang für die Vierbeiner: wir spazieren dem See entlang, es ist ruhig, warm und sehr schön. Wo sonst viele Spaziergänger, Fischer, spielende Kinder unterwegs sind, begegnen uns nur gerade 2 Leute. Am nächsten Tag sind wiederum nur wenige PWs auf der Autobahn, die Leute befolgen offenbar die Anweisungen der Regierung und bleiben mehrheitlich daheim. So erreichen wir unser Hotel in Schweinfurt nach 540 km und einigen Pipi-Halten am frühen Abend. Auch hier gibt es weder Abend- noch Morgenessen, wir sind aufgerufen, uns im nahen Lebensmittelgeschäft selbst zu versorgen. Eine Folge der angenehmen Frühlingstemperaturen besteht darin, dass wir bereits wieder Zecken an unseren Hundefellen entdecken, und was für grosse Dinger! Ab Stuttgart nimmt dann der Verkehr etwas zu aber alles läuft noch sehr flüssig und anfangs Nachmittag reisen wir in Thayngen, dem einzigen noch geöffneten Grenzübergang problemlos in die Schweiz ein. Ein humoriger Grenzwächter informiert uns, dass sollte sich zeigen, dass wir mit Virus einreisten, dieser nicht nachträglich verzollt werden müsse …. Hier vernehmen wir auch, dass der Bundesrat den Notstand erklärt und entschieden hat, dass höchstens Gruppen bis 5 Personen noch geduldet werden, aber ein Ausgehverbot wie in den Nachbarsländern vorläufig nicht ausgesprochen wurde. Die Schweiz bietet zur Unterstützung ziviler Behörden zudem die Armee auf. Es sind aber auch hier viel weniger Leute unterwegs als üblich, der Zugang zu den Grossverteilern ist limitiert und Nicht-Lebensmittel-Gestelle sind abgesperrt. Nur wenige Leute tragen Mundschutz oder Handschuhe aber überall stehen Desinfektions-Flaschen. Die Termine verschieben sich zusehends nach hinten (aktuell bis 19.4.) und wir fürchten, unsere geplante Baltikum-Skandinavien Reise dieses Jahr nicht mehr machen zu können

Auf den Tag genau vor einem Jahr sind wir aus Sizilien zurückgekommen.