Dienstag, 16.7.19

Wir ziehen weiter der 862 und somit der Nordküste von Senja entlang, die uns abwechslungsreich über eine Anhöhe, längs zu einem Fjord, wieder in die Höhe und dann mit verschiedenen grob aus dem Fels gehauenen einspurigen Tunneln gespickt der Küste nach bis Gryllefjord bringt. Da dies eher eine Nebenroute ist, sind viele schwer beladene Fahrrad-Teams unterwegs, für die bei uns echt Bedauern aufkommt ab der vielen zu durchradelnden Tunnels, denn Umfahrungen gibt es nicht. Schon zum Mittag sind wir am Fähranleger in Gryllefjord, wohl wissend, dass die Fähre erst in 3 Stunden geht. Wir nutzen die Zeit, um uns im langgezogenen Dorf etwas umzusehen, die Füsse zu vertreten und die Spürnasen zu aktivieren. Wir sind erstaunt, dass die Häuser hier so nahe beieinander gebaut werden; vorne und hinten einen Platz für einen Gartentisch oder um das Auto abzustellen, aber sonst kein Umschwung, gleich das Nachbarshaus … es muss wohl am Wetter liegen… Die 6 Reihen für die Fähreinfahrt-Wartenden sind schon bald gefüllt und weitere Camper und PWs stehen hinten auf der Strasse und machen ein Durchkommen für die Einwohner schwierig. Die Krucks ist, dass nur drei Mal täglich (im Sommer) eine Fährabfahrt ansteht und eine Reservation – wir haben’s aufgrund des gestrigen Erlebnisses probiert – nur für den Folgetag möglich ist. Immerhin stellen wir erfreut fest, dass diese Fähre um einiges grösser ist als die gestrige und warten hoffnungsvoll auf ein Winken des Einweisers, das dann auch prompt kommt. Wieder ist es so, dass man im 2. Stock an der Kasse das Ticket lösen muss, also steht schon eine ganze Schlange Leute an; etwa 20 Minuten nach der Abfahrt – aus dem Fenster ist zu sehen, dass doch wieder einige Fahrzeuge nicht mitgenommen werden konnten – kommt ein auf der Schulter mit 3-Strichen dekorierter von der ‚Kanzel‘ runter und informiert die Leute „relax“, der Schalter öffnet erst in ca. ½ Stunde. Man merkt, diese beiden Fähren sind nicht das, was wir von Service und Kundenfreundlichkeit erwarten. Aber nach fast 2 Stunden Überquerung des Andfjorden kommen wir pünktlich an der Spitze der Insel Andoy in Andenes an. Interessant hier ist, dass obgleich Andoy nördlicher als Murmansk liegt, das Klima durch den Golfstrom vergleichsweise mild ist und es gar weniger Frosttage gibt als in Oslo. Das grösste Gebiet für die ‚Moltebeere‘ in Norwegen, liegt auf dieser Insel. Diese Wildfrucht ist bekanntermassen sehr reich an Vitaminen und Spurenelementen und daher ein wertvolles Nahrungsmittel, aus dem vielfach Konfiture hergestellt wird. Und genau solche jetzt orange bis hellrote – also noch nicht reife – Beeren finden wir nebst grossen Mengen vom ’Knabenkraut‘, der lila-violetten Orchidee. Beide sind in Mooren resp. Feuchtwiesen anzutreffen, so wie wir, die beim heutigen Abendspaziergang feuchte ‚Pfoten‘ gekriegt haben.