Freitag, 16.11.2018
Wir packen’s nochmals! Zwar sind viele Pässe in der Schweiz inzwischen geschlossen, aber durch den Gotthard-Tunnel geht’s alleweil noch Richtung Süden. Es wird ‘highnoon’ bis wir endlich startbereit sind, dafür passieren wir ….nomen est omen???… Küssnacht und noch vor dem ‘Loch’ lacht uns in Wassen die Sonne entgegen. Logisch, weil wir wollen ja in die ‘Sonnenstube’ der Schweiz. Zwar ist die Wetterprognose sub-optimal aber wir haben ja für alle Fälle die richtigen Kleider und ein warmes, trockenes ‘Stübli’ dabei.
Der Gotthard Strassentunnel ist fast 17 km lang und damit der 4.längste der Welt. Es wurde 10 Jahre lang von 1970 bis 1980 daran gebaut und er führt von Göschenen auf 1080 müM bis Airolo auf 1145 müM; ja es geht zwar in den Süden ‘runter’ aber der Tunnel selbst geht leicht rauf! Das Schweizer Stimmvolk hat im Februar 2016 mit rund 57% entschieden, eine zweite Röhre zu bauen. Dies nur darum, damit die erste Röhre während der mehrere Jahre dauernden nötigen Sanierung komplett geschlossen werden kann und weil die Kosten angeblich nur um eine Milliarde Schweizer Franke höher sein sollen als bei einer reinen Sanierung…. Der Baubeginn soll um 2020 sein und es wird mit einer Bauzeit von 7 Jahren gerechnet. Danach wird der Verkehr durch die neue Röhre geführt, und die alte wird gesperrt und während rund 3 Jahren saniert. Danach, wenn also beide Röhren 2-spurig parat sind, darf nur je eine Spur pro Richtung genutzt werden! Der Grund liegt darin, dass laut Bundesverfassung die Strassenkapazität im Alpengebiet nicht erhöht werden darf….wir werden sehen!
Mitten im Tunnel überqueren wir schon die Grenze in den Kanton Tessin. Dort scheint wieder die Sonne, aber zwischen den hohen Bergen links und rechts der Autobahn erreicht sie den Talboden nicht mehr. Wir erfreuen uns also am blauen Himmel und an den da hineinragenden mit weissem, glänzendem Neuschnee bedeckten Bergen. Je weiter südlich wir gelangen, umso mehr Wolken drängen sich von Italien her ins Land. Von den tagelangen, schweren Regenfällen der letzten Woche, während der der Pegel des Lago Maggiore um sagenhafte 3 m gestiegen ist, sieht und spürt man nichts. Schnurstraks gelangen wir vorbei an Bellinzona und dem Abzweiger Richtung Locarno, steigen den Ceneri hinauf und erreichen die Seilbahn-Station zum Monte Tamaro. Dort stellen wir unser WoMo ab und…. nein nix da, wir gehen zu Fuss …steigen die ersten Kehren des Waldsträsschens den Berg hinauf. Zwar begleitet uns keine Sonne, nichtsdestotrotz zeigt sich die Natur in den schönsten warmen gelb-orange-braun Tönen. Fast könnte man meinen, die Sonne habe abgefärbt. Das Laub der vielen Kastanienbäume raschelt unter unseren Füssen, wir finden sogar noch einige Esskastanien in ihren stacheligen Hüllen, die bei Oxi und Luso nicht so beliebt sind, weil sie ihnen in ihre Pfoten ‘pieksen’. Links und rechts kommen wir an alten Steinmauern vorbei, daneben haben Farne und Birken ihre Farbe auf dunkelgelb gewechselt, nur der weisse Stamm der Birken leuchtet daraus hervor. Wäre der von unten heraufbrausende Lärm der Autobahn nicht, könnte man sich in dem schönen Wald glatt ‘verlieren’. Wandern macht hungrig und so beenden wir den heutigen ersten Ausflugstag mit einem typischen Spaghetti-Abend.