Der Morgen beginnt bewölkt und stimmungsvoll mit einem Regenbogen, den ich fast zu fassen kriege!

Porto-Vecchio (italienisch für Alter Hafen) ist wie der Name schon sagt, eine Hafenstadt mit Yachthafen hinter einer vorgelagerten 8 km langen Bucht. Der drittgrösste Hafen Korsikas bietet 380 Liegeplätze und die Fähren von Toulon, Livorno, Nizza und Marseille steuern ihn an. Rund um den Kai unterhalb der Stadtmauer haben sich Bars, Eisdielen und Restaurants angesiedelt und am Donnerstagabend bieten jeweils lokale Kunsthandwerker und Kreative ihre Produkte an.

Die höher gelegene Altstadt mit ihren engen Gassen wird von den Mauern einer im 16. Jahrhundert erbauten Genueser-Festung umschlossen. Aus der Zeit der Herrschaft Genuas ist auch die Zitadelle noch erhalten, welche im Laufe der Zeit wiederholt zerstört und immer wieder aufgebaut worden ist. Die amerikanische Luftwaffe bekämpfte ab 1944 erfolgreich die Malariamücke aus der Luft und machte so den nachfolgenden Tourismus erst möglich. Die Oberstadt mit ihren engen Gassen und ihren zahlreichen Geschäften, die bis Mitternacht geöffnet haben, hat sich in letzter Zeit zu einem Muss-Treffpunkt für Fashionistas entwickelt.

So nachzulesen in den Tourismus-Beschrieben. Aber, das alles gilt nur für die Saison und die beginnt kaum vor Juni und endet auch im September schon wieder!

Als wir Mitte Februar an einem sonnigen Wochentag dort ankommen, bietet sich uns ein ganz anderes Bild: vielleicht zwei Restaurants im Zentrum, in der Nähe des Stadthauses, haben geöffnet. Ansonsten ist alles, wirklich alles geschlossen. Keine Boutique, keine Bar, nicht einmal die Zitadelle war zugänglich, einzig bei zwei Kirchen konnten wir ein Auge voll nehmen. Die Bilder geben einen kurzen Einblick ins verschlossene, leere Stadtbild. In einem Laden war ein Besitzer am umbauen/umräumen, wollte uns nichts anbieten/verkaufen und beklagte sich, wie streng es in der Saison sei, da komme er höchstens kurz im Stehen dazu eine Mittagsmahlzeit einzunehmen. Gut, das ist natürlich der Preis dafür, dass wir im Winter hier sind, wo keine Touristen und keine Festland-Franzosen herkommen, wir dafür die Strände und andere Ausflugsziele praktisch für uns alleine haben. Das ist uns noch so recht und wir fühlen uns privilegiert, die schöne Insel so entspannt näher kennen lernen zu können. Aber unsereins fragt sich dennoch, wie machen die das, woher kommt das Geld in der mehr als halbjährigen ‘toten’ Zeit?

Im Hafen liegt eine rechte Anzahl an Schiffen und auch eine Fähre vor Anker und wir sehen sicher an die 30 Polizisten überall verteilt. Auffallend ist zudem, dass unsere Telefonanrufe, die wir von dort tätigen wollen, nach zwei Sekunden unterbrochen werden. Wir vermuten, dass irgendein wichtiges, hohes ‘Tier’ angekommen ist. Am Abend dann können wir den neuesten Nachrichten entnehmen (un engin explosif a été découvert à bord d’un chalutier, dans le port de plaisance de Porto-Vecchio), dass ein Fischer einen Sprengsatz in der Nähe der Service-Station gefunden hat und vermutlich wurden alle Verbindungen gekappt, die diesen evtl. hätten zünden können. Es sei darum auch ein Sperrgebiet von 150 m an Land errichtet worden.

Also hatten wir doch noch einige anregende Momente in diesem sonst ziemlich menschenleeren Städtchen.