Barrage de l’Ospedale + Wasserfall Piscia di Gallo.

Dieses Mal geht es in die Höhe. Wir fahren eine kurvige Bergstrasse hoch und kommen durch das schmucke auf einem natürlichen Felsvorsprung gelegene Strassendorf L’Ospedale. 1762 wurde hier ein Spital (Hospital, daher der Name) für die Malaria-Opfer aus der damals sumpfigen Gegend um Porto-Vecchio gegründet. Inzwischen wurden zwischen Felsen und Kiefern kleine Sommervilllen errichtet. Aus verschiedenen Positionen bieten sich immer wieder neue, tolle Perspektiven auf das umliegende Panorama. Mehrere Stopps lohnen sich, reicht doch die Aussicht auf den Golf von Porto-Vecchio und den Golf von Santa Manza sowie bis zur Nordküste Sardiniens. Zum bewaldeten ca. 4500 ha grossen Hochland des Massivs von L’Ospedale gehören auch die bekannten roten Felsnadeln der Bavella-Gruppe (die wir uns ein nächstes Mal näher ansehen). Es ist ein regionaler Naturpark, geprägt durch Korsische Schwarz-Kiefern, Edelkastanien und Steineichen sowie mächtige Felstürme und Farne. Ebenfalls sehenswert ist der Stausee mit seiner kargen, von Geröll und Kiefern umgebenen Landschaft auf 900 m Höhe. Er hat etwas Mystisches, erst recht wenn Wolken über den Kopf hinwegziehen und wenige Meter weiter die Sonne im Wasser funkelt. Es ist eisig kalt hier oben, der Wind bläst uns um die Ohren und die Wasserpfützen haben sogar noch eine Eisschicht. Dieser künstliche See ist das grösste Trinkwasserreservoir der Region, weshalb hier Baden verboten ist. Die ‘barrage de L’Ospedale’ wurde 1979 gebaut und fasst rund drei Millionen Kubikmeter Wasser. Die Hauptstrasse führt über die Staumauer und weiter zum etwas nördlich gelegenen Wanderparkplatz. Von hier aus bietet sich eine Wanderung zum etwa 70 m hohen Wasserfall ‘Piscia di Gallo’ (Hahnenpiss) an. Es geht durch – jetzt verlassene Restaurantumgebungen – erst ein kurzes Stück bergab, dann weiter einen markierten Schotterweg durch schönen Kiefernwald mit Granitkegeln und bizarren Felsformationen. Der Wildbach Osu begleitet uns ein Stück, bis zu der Stelle, an der man ihn dann über- (oder durch-)queren muss. Die im Fluss platzierten Felsbrocken dienen nur bedingt als Hilfe, sind sie doch teils überspült. Da lohnt sich der Griff zu einem der bereitgelegten ‘Stecken’, um etwas sicherer und vor allem trocken ans andere Ufer zu gelangen. Trotzdem gelingt das nicht immer, etwa dann nicht wenn ein Hund vorwärts und der andere seitwärts an der Leine zieht! Schwups ist das Gleichgewicht im Eimer und die Füsse im Wasser ! Über felsiges Terrain geht es weiter zu einem Plateau mit einzigartigem Foto-Standpunkt für Aufnahmen von seltsamen Felsaufschichtungen, die mal Gesichter oder Gestalten ähneln oder so liegen, dass man meinen könnte ‘gleich fällt er runter’. Der letzte Abstieg zum ‘Cascade’ ist ein sehr steiler, felsiger, teils rutschiger und als gefährlich markierter Weg. An den heikelsten Stellen wurde ein Drahtseil gespannt, an dem man sich halten kann, was jetzt im Januar 2022 aber gefährlich ist, da dieses in den Führungen zum Teil gerissen ist. Geht man daher nicht bis ganz nach unten in die Nähe des ‘Auffangbeckens’, verdecken leider die umgebenden Bäume etwas die Sicht auf den höchsten Wasserfall Korsikas. Nichts desto trotz ist dieser Ausflug empfehlenswert – auch weil man am nächsten Tag in den Beinmuskeln spürt, dass diese zu wenig trainiert sind -. Während wir unterwegs waren, hat Korsika-typisch innert kurzer Zeit das Wetter gewechselt, der blaue Himmel ist mit Wolken überzogen und vom Meer her weht ein starker Westwind.

Wieder daheim im Ferienhaus stellen wir fest, dass der unweit ins Meer mündende Bach seinen ‘Auslauf’ verloren hat: der starke Wind hat die Wellen angepeitscht und diese wiederum haben den Sandstrand in die Mündung hinein verschoben. Der Westwind hat einige Tage – bei Sonne und blauem Himmel – angehalten, die Mündung war weiter verstopft und der Bach hat sich entsprechend aufgestaut, ist in die Breite gegangen, hat einen Teil des Strandes übernommen und ist bis in die Gärten der unweit stehenden Ferienhäuser geflossen. Die Einheimischen nehmen das cool, sie erklären uns, dass das hin und wieder vorkommt und wenn es zulange andauert und Hochwasser droht, jeweils ein Bagger organisiert werde, der den Sand wegräumt und die Mündung wieder frei macht. Das tolle an diesen Sandverfrachtungen ist, dass der Strand dadurch mindestens um das Doppelte breiter geworden ist.