Wenn man von der T10 zur bekannten ‘plage de Pinarello’ kurvenreich hinunter ans Meer fährt, kommt man am Dorfeingang des ehemaligen Fischerdorfes am Friedhof und der Kapelle von St. Joseph, erbaut im Laufe des 18. Jahrhunderts, vorbei. Der ‘cimetière’ ist eine besonders aussichtsreich gelegene Totenstadt,nur einen Steinwurf vom Meer entfernt. In vielen kleinen, eng nebeneinander stehenden Häuschen sind die Verblichenen zur letzten Ruhe aufgebahrt. Davor stehen farbige Blumengrüsse der Hinterbliebenen.

Der Strand von Pinarello, der wegen seiner Grösse von mehr als 1,2 km Länge und 15 m Breite bekannt ist, beginnt ein paar hundert Meter weiter rechts. Zahllose Parkplätze lassen vermuten, wie gross das Gedränge hier in der Saison sein muss. Verständlich, und auch jetzt absolut ein Besuch wert. In einer riesigen Bucht gelegen, umgeben von fernen hohen Bergen folgen wir entlang klarem, kobaltblauem Wasser dem feinsandigen Strand, immer den Genueserturm auf dem Hügel am einen Ende der Bucht im Auge (übrigens heissen diese Rundtürme so, weil sie an der Küste Korsikas ab Mitte des 16. Jh. durch die Genueser gegen die nordafrikanischen Piraten erbaut wurden). Der Stand ist sauber, auch jetzt, ausserhalb der Saison liegt keinerlei Abfall herum, einzig Naturmaterialien werden laufend angeschwemmt. Das sind einerseits die Blätter des Neptungrases, eine ökologisch wichtige Pflanze, die den Meeresboden besiedelt und der hauptsächliche Sauerstoffproduzent für das Meerwasser und somit essenziell für einen guten Fischbestand in Küstennähe inkl. Laich -und Schutzgebiet für kleine Fische ist. Dieses am Strand angeschwemmte Seegras – im weichen, jetzt getrockneten Seegras ‘rugeln’ sich unsere Hunde gerne – schützt diesen vor Erosion und darf im Grunde nicht beseitigt werden aber da es bei der Zersetzung im Sommer ziemlich riecht, wird es oft weggeschoben. Daneben finden sich grosse Mengen von Seegrasbällchen (aus den Fasern, nicht aus den ganzen Blättern) aber auch Föhrenzapfen, Äste der Bäume und kleinere Muscheln am Strand. Dem Ufer entlang hat es einige Strandbars, die jetzt im Winter aber alle geschlossen sind und sichtbar einer ‘Auffrischung’ bedürfen. Im hintersten Gebäude ist offenbar schon jemand am Wiederaufbau und zwei freilaufende Hunde kommen uns entgegen. Sie freuen sich schwanzwedelnd auf den Besuch von drei Artgenossen und folgen uns ein Stück weit. Irgendwann stehen wir vor einem Zaun um ein grosses Anwesen und müssen vom Sand weg ins Hinterland ausweichen. Wie gut, denn was für ein Anblick, in einem kleinen See stehend können wir drei Rosaflamingos beobachten, die auf ihren langen dünnen Beinen und mit ihren langen Hälsen resp. dem nach unten geknickten Schnabel Plankton aus dem Wasser filtern. Es sind definitiv Flamingos, jedoch ist ihre Rosafärbung nur sehr schwach. Vermutlich finden sie hier nur wenig carotinoide Nahrung…

Von hier aus sollte es eigentlich weiter gehen, über einen schmalen Küstenpfad, den Hügel hinauf und wieder hinunter zum Capo di Fuora und über ein kurzes Stück Wasser zum ‘tour genoise’. Wir unternehmen zwei Versuche, kommen aber immer nur zu Privatstrassen. Im Touristenbüro erklärt man uns später, dass der Uferweg weggebrochen sei und es zur Zeit keinen sicheren oder empfehlenswerten Zugang zu diesem Turm gebe.

Ein Trampelpfad führt durch den wunderbaren Küstenwald, wo Pinien- und Föhrenzapfen zu unseren Füssen liegen, Lavendel und Pilze wachsen. Es sind, wie wir feststellen sogar mehrere Fusspfade, die sich im Wald zwischen Strand und Strasse dahinschlängeln. Wind und Wellen sind hier im ‘Hinterland’ nicht zu hören, es ist total entspannend schön hier.

Gegenüber liegt ein im Uferbereich verwachsener See, an dessen einer Seite die Chapelle de Sainte Barbe steht. Von dieser aus führt ein langer Steg zu einem Campingplatz und in ein Ferienhaus-Viertel. Wir schauen uns um; im Winter ist der Camping geschlossen aber einige Villettes sind besetzt und vielerorts, wo noch ein Platz ‘frei’ ist, wird gebaut.