Hinfahrt und erste Tage

Den Samichlaus und Schmutzli lassen wir an uns vorbeigehen und starten am nächsten Tag, um auch vor allfälligen Einreiseverschärfungen für Covid-Schweizer gefeit zu sein. Damit wir unsere Fellnasen sicher nicht vergessen mitzunehmen, haben sie sich strategisch gut platziert. Wir fahren in Etappen um sie, speziell unsere 12-jährige Oxi, wieder ans Wohnmobil zu gewöhnen. Durch den Gotthard-Tunnel – vor und nachher ist die Natur von kaltem Weiss überzuckert – geht’s in die Sonnenstube der Schweiz. Hier im Tessin ist es schon Mal ein paar Grad wärmer und auch die Sonne zeigt sich etwas. Mit einem ausgiebigen Spaziergang entlang des Flusses Ticino und unterhalb der schön beleuchteten Burgen von Bellinzona beschliessen wir den Aufbruchstag. An der Grenze will niemand irgendein Papier sehen, dabei waren wir top vorbereitet! Aufgrund eines Feiertags in Italien am 8.12. (Immacolata) hat es wenig Verkehr und keine LkWs auf den Strassen, so dass wir zügig vorwärts kommen mit unserem 15 m langen Zug. Zuerst regnet es, aber als wir uns dem Passo della Cisa, dem Übergang über den Apennin zwischen Parma und La Spezia nähern, beginnt es heftig zu schneien. Innert Kürze ist die Fahrbahn mit 5 cm Schnee bedeckt. Da es mittlerweile kurz vor Mittag ist, nutzen wir einen Parkplatz um dort mit unseren drei Hunden eine Mittagsrunde zu drehen. Hui wie freuen sie sich über die weisse Pracht! Es geht nicht lange, da kreuzen Polizei und Schneepflugmobile auf, um den Feiertagsverkehr sicher über den 1040 m hohen Pass zu begleiten, so dass um 14 Uhr die Strecke schon wieder halbwegs vernünftig zu befahren ist. In der Nähe von La Spezia ist nichts mehr vom ganzen weissen Spuck zu sehen. Wir übernachten auf einer Autobahnraststätte, von wo aus man prima ins nächste Dorf spazieren und den Einwohnern beim Schmücken der Häuser für ihre Adventsdekoration zusehen kann. Die Fähre nach Korsika von Livorno/I nach Bastia/F verlässt den Hafen am nächsten Tag um 14 Uhr. Es sind nur gerade 83 km vom italienischen Festland auf die 8760 m2 grosse, bergige Mittelmeerinsel. Die problemlose, teils aber durchaus wacklige Überfahrt dauert 4 ½ Stunden, so dass es an sich schon dunkel wäre, als wir auf der Insel ankommen. Durch die zahlreichen und farbigen Lichtquellen an Häusern, Strassenlaternen und vor allem den sehr ideenreich und mit viel Liebe zum Detail geschmückten Advents-Kreiseln ist der Abend aber noch recht hell. 15 Minuten Fahrt südwärts lassen wir es gut sein für heute, gönnen uns ein feines Abendessen und einen 1A Strandspaziergang. Erste Feriengefühle kommen auf, als wir das sandige Ufer an der Route de l’Arinella so ganz für uns alleine haben. Am nächsten Morgen nehmen wir die letzte Etappe unter die Räder. Die Hauptstrasse Richtung Süden führt mehrheitlich der Ostküste entlang mit zum Teil spektakulären Aussichten auf das Tyrrhenische Meer. Unterwegs werden am Strassenrand frisch gepflückte Clementinen angeboten und nebst Palmen, Kakteen, Myrten, Korkeichen, Kiefern und Eukalyptus erkennen wir auch Zitronen, die noch in den Bäumen hängen. Der Name der Insel Corsica bedeutet denn auch in etwa «mit Wäldern bedeckt». Kurz vor Mittag erreichen wir unser Ziel, die Region Porto-Vecchio (korsisch: Portivechju), die mit den wohl schönsten Stränden der Insel auftrumpfen kann. Unser WoMo können wir während unserem Aufenthalt in einem eingezäunten Parkplatz eines nahen Hotels stehen lassen. Gut haben wir das von zuhause aus organisieren können, denn in den engen Strässchen zu «unserem» Haus am Meer wären wir wohl steckengeblieben. Genau dafür, haben wir unseren zum Hundetransporter umgebauten 4×4 Terios namens ‘Idefix’ dabei (klein, wendig, frech). Damit werden aber vorerst unsere 100’000 Habseligkeiten vom WoMo ins Haus gezügelt. Unsere Bleibe für hoffentlich die nächsten Monate erweist sich als ein Traum. Unverbaute Nähe und Sicht auf Strand und Meer, mit viel Geschmack und ganz speziellen Kunstwerken eingerichtet. Es fehlt an nichts. Die wenigsten Häuser in der Nachbarschaft sind besetzt und vermutlich bleibt das auch so über die Festtage und den Jahreswechsel. Die Sonne scheint, tags ist es um 14, nachts um 7 Grad und das soll bis mindestens zum Vollmond so bleiben. Zu Fuss erkunden wir die Umgebung, natürlich immer mit einem Abstecher zum kristallklaren Wasser und dem Sandstrand, nennen wir ihn ‘Lupiox’ mit den vorgelagerten rostroten Felsen. Die Bäume tragen noch ihre Blätter, darunter hat es auffallend häufig einen mit orangen und roten ca. 2 cm grossen Kügelchen, weissen Blüten und grünen kleinen Blättern: Es ist ein Erdbeerbaum, dessen reife Früchte jetzt geerntet werden können; je nach Region wird Schnaps oder Konfitüre daraus gemacht.