1.2. – 12.2.2020
Der Winter wurde übersprungen, bereits strecken Schneeglöggli und Krokussli ihre Köpfe durch die braunen Blätter am Boden und Sträucher und Bäume treiben aus, sogar schon kleine Feigen-Früchte haben wir ausgemacht. Auch die ersten Bärlauchspitzen locken und lassen uns den Speichel im Mund voller Vorfreude auf einen grün-gelben, rezenten Spaghetti-Teller laufen. Auf dem Morgenspaziergang begleiten uns auch bereits wieder fröhliche Vogelgesänge, alles deutet auf Frühling hin. Als dann am Mittwoch sich auch noch ein ganzer Tag Sonne und blauer Himmel einschaltet, spürt man förmlich das Aufbruchfieber. Das schöne Wetter hält weiter an, so lassen wir uns von einem Bildhauerevent der besonderen Art locken und fahren auf die in der südlichen Ostsee gelegenen Insel Usedom, der zweitgrössten deutschen Insel, welche als sonnenreichste Gegend Deutschlands beworbenen wird. Zinnowitz liegt im Norden von Usedom, etwa 1,5 Std. Fahrtzeit entfernt und punktet mit Bädervillen, einer Seebrücke sowie einem breiten Sandstrand und ausgedehnten Dünen. Zunächst erkunden wir mit den Hunden den Küstenwald mit Blick auf den bevölkerten Strand, bevor wir uns auch ins erstaunlich lebhafte ‘Getümmel’ wagen. Jung und Alt, gross und klein sind hier unterwegs, lassen sich von den Marktständen verpflegen und erleben dann live, wie mit Musik-Unterstützung, verschiedenen Werkzeugen, handwerklichem Können und künstlerischen Ideen aus kalten Eisblöcken wunderschöne, anmutige Eisfiguren gefertigt werden. An der Strandpromenade steht ein Hotel, Restaurant oder Souvenirshop neben dem anderen und wir können uns lebhaft ausmalen, wie im Sommer die ‘Post abgeht’.
Im Marstall, der ehemaligen Reithalle des Fürsten zu Putbus, findet am Wochenende ein Hallenflohmarkt statt. Der bescheidene Eintritt von € 2.- kommt dem örtlichen Tierschutzverein zugute. Drinnen wird an zahlreichen Ständen viel Material aus der ex-DDR angeboten, von Anstecknadeln über Werkzeug bis Geschirr, aber auch modernere Sachen wie Selbstgestricktes und Kleider sind zu finden; es herrscht reger Publikumsverkehr.
Für das Wochenende gab der Wetterdienst Warnmeldungen vor Orkan Sabine aus. Schon am Samstagmittag nimmt der Wind merklich zu und der Himmel zeigt sich in merkwürdigen orange-gelb-grau Tönen. Am Abend spült es die Wellen Gischt-sprühend an die Küste, die Enten und Schwäne schwimmen im geschützten Hafen-Bereich und wir meiden den Wald mit den brüchigen alten Bäumen. Ganz so schlimm wie prophezeit traf Sabine nicht in Rügen ein … oder es sei denn wir haben es verschlafen.
Ebbe und Flut sind an der Ostsee kaum wahrnehmbar, bewegt sich der Meeresspiegel doch nur innerhalb von 10-15 cm innerhalb von 6 Stunden. Aber am nächsten Morgen ist das Wasser deutlich zurückgegangen und es herrscht ganz deutlich Ebbe: ein breiter wasserloser Watt-Streifen ist zu sehen. Dies ist wohl durch den Vollmond ausgelöst; bekanntlich werden die Gezeiten ja durch die Anziehungskraft des Mondes bzw. der Fliehkraft auf der Erde ausgelöst und bei Vollmond ist diese Wirkung wesentlich stärker. Übrigens wird der Vollmond im Februar auch als „Sturmmond“ bezeichnet. Wie passend, dass Meteorologen am Sonntag vor Sturm warnen!
Der Dienstag morgen ist speziell, heute kriegt unser Fresssack Pipa kein Frühstück, weil sie um 9 Uhr nüchtern bei der Tierärztin sein muss zur Kastrations-OP. Wir bleiben bei ihr bis sie schläft – draussen weht ein Schneesturm vorbei (der 1 Schnee diesen Winter hier oben) – und 2 Stunden später – nach dem erlösenden Telefon, es sei alles prima gegangen – fahren wir bei Sonnenschein wieder zu ihr, um dort zu sein wenn sie aufwacht. Noch halb im Delirium schwänzelt sie, als sie unserer Stimmen gewahr wird. Wieder daheim wird sie von Oxi und Luso freudig begrüsst. Erst nach einem geruhsamen Mittag kriegt Pipa was zu fressen und kann auf eine kurze Runde raus. Sie macht das gut, schleckt nicht an der Wunde und scheint keinerlei Schmerzen zu haben. Das Jucken an der Narbe kommt erst später, darum schauen wir uns nach einem Body um, finden keinen und halten daher einen ‚Kragen‘ in petto. Die Nacht verläuft problemlos und am nächsten Tag ist Pipa schon fast wieder die Alte. Es sind noch 2-3 Tage Schonhaltung angesagt, was beim aktuellen Regenwetter nicht unangenehm ist.