Die Insel Rügen hat viel zu bieten, nur schon in ‘unserer Region’, die im Biosphärenreservat Südost-Rügen liegt. Land und Meer sind tief ineinander verzahnt. Halbinseln und Küstenvorsprünge werden einerseits durch schmale Landstreifen miteinander verbunden, andererseits durch Bodden voneinander getrennt. (Ein Bodden ist ein flaches buchtartiges Küstengewässer einer nacheiszeitlich teilweise überfluteten Grundmoränenlandschaft. Der Name Bodden ist vermutlich niederdeutschen Ursprungs und bedeutet „Boden“ oder „Grund“, was sich auf die geringe Tiefe dieser Gewässer bezieht. Wikipedia) Feinsandige, breite Sandstrände an der Ostseeküste wechseln mit schroffen Steilküsten. Ganz unterschiedlich präsentieren sich die Uferwege, mal mit Steil-, mal mit Flachufern, geschützt oder offen, Findlinge im Wasser, natürliche Küstenabschnitte, den Kräften von Wellen, Wind und Eis ausgesetzt. Aktive Steilufer in deren Abbrüchen der Eisvogel seine Nisthöhle gräbt. Küsten-Dynamik, deren Elemente die Insel geformt haben und sie noch heute formen, das ist einer der Reize der Insel. Ein weiterer der stimmungsvolle Küstenwald mit seinem alten Baumbestand und verschlungenen Wurzelgeflechten. Es ist ein Laubmischwald mit Rot- und Hainbuchen, Wasser-Eichen, aber auch Douglasien, Lärchen, Vogelkirschen und Tannen stehen hier. Glatte Rinden, dunkle gefurchte Borken mit Längsrissen, teil bizarre Baumindividuen .. es gibt so viel zu sehen. Viele Rotbuchen mit majestätischer Ausstrahlung stehen im Naturschutzgebiet, wo umgestürzte Bäume an Ort verbleiben, das Holz verwittert langsam von aussen nach innen, Insekten und Pilze leben darin und davon: also ist es Lebendholz (nicht Totholz). Eine über 600-jährige, mächtige Schirmeiche steht mitten im Wald in einem offenen Kreis; man hat ihr Platz gemacht, damit Licht zu ihr durchdringt … Bäume sind Gedichte, die die Erde in den Himmel schreibt!
Es ist erbauend, beim Frühstück den Vögeln zuzuschauen, die an die Futterstelle kommen, darunter Kleiber, Rotkehlchen, Meisen, Sperlinge usw. Wir haben mittlerweile 3 Futterstellen eingerichtet. Faszinierend, wie geschickt die Vögel sich bedienen und im Nu wieder ‘in Deckung’ gehen… und wie schnell die Vorräte weggepickt sind. Auch die Betten für die Hunde sind in allen Positionen gerne besetzt, unsere drei fühlen sich sichtlich wohl hier. Die Post bringt ein grosses Paket von einem deutschen Vegan-Versandshop vorbei – online sei Dank -; mit Hundefutter, Honig, Aufschnitt etc. sind wir nun gut für die kommenden Festtage gerüstet.
Das Wetter fühlt sich gar nicht an wie anfangs Dezember, es ist meist sonnig und relativ warm. Das nutzen wir und erkunden dieser Tage den südlichen Teil der Insel, fahren auf die Halbinsel Zudar, vorbei an den ruhigen Dorfwelten von Schabernack (!), Zicker, Poppelvitz oder Maltzien, parkieren in Grabow und spazieren zum südlichsten Punkt Rügens, wo sich Fuchs und Hase „gute Nacht“ sagen. Am Strand finden wir nebst Muscheln, Hühnergott genannten Steinen mit natürlichen Löchern, denen Magie nachgesagt wird, auch Zapfen und hübsche Vogel-Federchen, aus denen später eine Natur-Deko entsteht. Wir schütteln die Köpfe über eine dem Verfall preisgegebene ehemalige Ferienkolonie an schönster Lage und lassen uns zum Fotografieren locken. Ein anderer Ausflug führt uns durch einen Ort namens ‘Zeiten’ und nach Prosnitz; wir kommen vorbei an unglaublich grossen Feldern, auf denen meist Winterweizen wächst, den die Rehe offenbar lieben, sehen wir doch einige Gruppen dieser grossen Tiere. Der fast 2-stündige Rundweg führt an einem gezackten Bodden-Inlet vorbei, das mit Schilf bewachsen ist, über Felder, durch Wäldchen und vorbei an einer weiteren zerfallenden Ferienhaussiedlung zur ‘Prosnitzer Schanze’, einer Befestigungsanlage mit strategisch hohem Wert an der engsten Stelle des Strelasunds. Sie wurde als reine Erdwallanlage (angeblich bis 10 m hoch) ohne Mauerwerk errichtet mit Blick auf die Stadt Stralsund. Auch nach Ende des Dreissigjährigen Krieges wurde die Schanze von Schweden genutzt, instandgehalten und mit Truppen besetzt. In dieser Zeit ging Rügen wiederholt mal in die Hände der Dänen, dann wieder in diejenigen der Schweden über. Bis 1870 behielt die Schanze ihre Funktion, danach wurde sie aufgegeben und verfiel. Heute sind die Wälle noch gut erhalten aber stark zugewachsen und schwer zugänglich.