Donnerstag, 15.8.19
Es hat uns niemand gestört auf dem Parkplatz beim Naturpark, wo streng genommen ab 23 Uhr parkieren nicht mehr erlaubt wäre. So weckt uns dann halt die Sonne zu einem erneuten Klippen-Spaziergang auf dem ehemaligen Militärgelände, das zum Naturschutzpark mutierte. Vom Vorort Vibble folgen wir der Landstrasse 140 südwärts, vorbei am einladenden Tofta Strand bis Klintehamn. Man merkt gut, dass die Hauptsaison vorbei ist, der Verkehr ist minim, aber auch einige Attraktionen – vor allem solche für Familien mit Kindern – sind schon wieder geschlossen. Bei Gannarve schauen wir uns die 29 m lange und 5 m breite sogenannte Schiffssetzung an. Diese ‚skeppsättninger‘ sind charakteristische Megalith-Denkmäler, die auf Gotland besonders häufig zu finden sind. Es handelt sich um Aufreihungen von Steinblöcken in Form von Bootsumrissen, die auf Gräber hinweisen. Sie stammen ausnahmslos aus der nordischen Bronzezeit zwischen 1100 und 500 v. Chr. Nicht weit entfernt führt die Strasse an der Kirche von Fröjel vorbei. Auf ihrem Friedhof befindet sich eine sogenannte Trojaburg. Dies ist eine im Ostseeraum verbreitete Steinsetzung in Form eines runden Labyrinths. Die ältesten stammen aus dem 13. Jahrhundert, liegen alle nahe am Meer und wurden meist von Fischern angelegt. Vermutlich sollten sie dem Zweck dienen, Unheil bringende Geister einzufangen. Das Ritual bestand darin, zum Zentrum des Labyrinths zu gehen um diese Geister anzulocken und dann schnell wegzulaufen und in See zu stechen. In der Kirche sind mittelalterliche Wandmalereien sowie ein Taufstein-Fuss aus dem 12. Jahrhundert zu bewundern. Wie schon auf dem Festland festgestellt, ist auch in dieser Kirche wieder ein kleines Schiff aufgehängt sowie eine grosses ‚Triumfkrucifix‘. Neben der Kirche steht die Ruine des Fröjel-Kastals, eines freistehenden Wachturms aus der Wikingerzeit, der einen herrlichen Ausblick auf die Karlsinsel (Naturschutzinseln mit vielfältiger Avifauna und Flora) bietet. Nächster Halt ist in der Bucht von Fidenäs wo wir uns die Füsse vertreten und fast etwas die Kühe beneiden, die ruhig im Gras liegend aufs Meer hinausschauen. Kaum gestartet gibt’s den nächsten Stopp: eine strohgedeckte ‚lambgift‘ (Schutzhütte für Schafe und Lämmer) und gleich drei der typischen Windmühlen verlangen unsere Aufmerksamkeit. Malerischer geht es kaum, bei einer der Windmühlen haben sich zwei Pferde im Windschatten niedergelassen und flüchten auch nicht, als Fotografen auftauchen. Auf der Weiterfahrt sehen wir seit Langem wieder Mal diverse Maisfelder, alles hochgewachsen aber jetzt noch grün. Die Weidelandschaften und die felsige Küste zeigen im Süden Gotlands ihre Schönheit; hier finden sich die bekannten Rauken aus Riffkalksteinschichten. Auf der Halbinsel Storsudret steigen wir auf und um den Hoburgsgrubben (Alter Mann von Hoburg), der seinen Namen dem Umstand verdankt, dass seine Form aus einem bestimmten Blickwinkel einem menschlichen Gesicht ähnelt. Über Nacht bleiben wir in seiner Nähe, gut ‚bewacht‘ vom 22 m hohen, südlichsten Leuchtturm der Insel. Zuvor aber können wir – bequem vom ‚Esszimmerfenster‘ aus – den faszinierenden Sonnenuntergang mit einem teils bewölkten Himmel, ruhigem Meer, dunklem Gebüsch und gelbem Gras mitverfolgen.















































































































