Mittwoch 24.7.19

Trüb und nass mit tiefhängenden Wolken über den Bergketten und um einiges kühler (ca. 14°C) beginnt der heutige Tag. Diese Temperatur geniessen wir geradezu, wenn wir bedenken, dass es in der Schweiz zur Zeit 34-37°C heiss ist! Hier ist es richtiges Schlaf- und Fress-Wetter und so entscheiden wir, unser Programm entsprechend zu gestalten. Wir lassen die Hunde im WoMo und schauen uns während den nächsten Stunden die beiden Orte Svolvær und Kabelvåg etwas genauer an. Svolvær’s Strassen sollen im Winter mit Skifahrern gefüllt sein, im Sommer – zumindest an Nicht-Regentagen – mit Touristen, die das farbenfrohe Stadtbild, das hier herrschende Licht und die zahlreichen Galerien und Museen schätzen. Heute morgen aber sind nur einige Hartgesottene auszumachen, die unter dem Regenschirm die Stadt zu entdecken suchen und solche, die in einen Laden reinspazieren und umgezogen, in einheitliches Ölzeugs gekleidet wieder rauskommen um in einem Boot Platz zu nehmen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die bei dieser Seeadler Tour viel sehen werden. Auch die ca. 3000 Fischer, die in der Hauptfangzeit bis zu 50‘000 Tonnen Kabeljau fangen, können wir nicht sehen (aber die Hauptfangzeit von Januar bis April ist ja vorbei). Wir sind schon pflotschnass, als wir zum ältesten Fischerdorf der Lofoten, das auch einmal das grösste war, in Kabelvåg unsere Besichtigung weiterführen. Die umliegenden Inseln, die steil aufragenden Berge und schöne Strände sowie geschützte Buchten sind üblicherweise die perfekte Kulisse für Fotos. Heute ist davon aber nicht viel zu sehen, wir konzentrieren uns auf die malerischen und kulinarischen Seiten im Ort. Hier hat es nämlich eine Bäckerei, die frisches, knuspriges Brot aller Arten und vegane Spezialitäten (aus D importiert) anbietet und offensichtlich damit Erfolg hat, ist doch das angegliederte Café gut besucht. Die Hunde kommen gähnend und sich streckend auf ihren Betten, als wir die WoMo-Türe öffnen und scheinen uns sagen zu wollen „was, ihr seid schon zurück“. Gewisse innere Widerstände müssen sie sichtlich überwinden, um in ihre ‚Gstältli‘ zu schlüpfen und ins nasse Wetter raus zu hüpfen. Also lassen wir sie nach dem Mittags-Ausgang wieder schlafen, während wir zwei uns entschliessen, eine Nachmittagsrunde auf die Insel Gimsøya anzuhängen. 35 km später zweigen wir von der E10 auf eine Kommunalstrasse ab, die um die Insel führt und schöne Ausblicke auf die Inselwelt bietet. Letztere fällt ziemlich aus dem landschaftlichen Rahmen der ansonsten bergigen und zerklüfteten Lofoten. Es präsentiert sich eine flache, weite, offene Landschaft. Etwa zwei Drittel von Gimsøya sind mit Torfmooren bedeckt, welche in den vergangenen Zeiten – der Torfabbau wurde im grossen Stil betrieben – den einzigen Brennstoff auf den Lofoten bot. Heute steht die ganze Insel unter Naturschutz … ein Golfplatz wurde aber im nördlichsten Zipfel trotzdem angelegt. Die weisse Holzkirche von 1876 ist ein echter Hingucker; sie wurde quasi am Strand gebaut und bergseits mit Stahlstangen gesichert, um nicht vom Sturm fortgetragen zu werden. Um die Kirche herum liegt der Friedhof mit uralten, z.T. gusseisernen Grabplatten. Zwischenzeitlich sind Waschmaschine und Trockner gelaufen und wir freuen uns auf ein frisch angezogenes, frühlingshaft duftendes Bett. Zuvor aber – die Wolken haben sich ausgeregnet – lassen wir die Hunde nochmals raus und kochen dann einen Süsskartoffel-Kürbis-Cornatur Eintopf an einer Kokosnussmilch-Sauce.