Montag, 8.7.19
Was sind wir doch für Glückspilze! Ab 22 Uhr war der Nebel weg und die Sonne schien die ganze Nacht vom hellblauen Himmel! Das gab einerseits tolle Mitternachts-Fotos und andererseits liess gleichzeitig auch der Wind nach und so konnten wir bei Tagwach um 6 Uhr schon 9°C vom Thermometer ablesen!! Nach einer kurzen Bisi-Runde mit den Hunden dislozieren Nils und ich ins Restaurant der Nordkaphalle zum Frühstücksbuffet. Das wichtigste dabei ist natürlich die traumhafte 180° Aussicht: hellblauer Himmel, dunkelblaues Eismeer und nur eine Handvoll Leute um den Globus. Wir sitzen zuvorderst und geniessen beides, das knusprige Brot mit den vielen Beilagemöglichkeiten und die wirklich einmalige Aussicht an einem ganz speziellen Ort. Laut einem Car-Chauffeur, der täglich hier hochfährt, sei das der erste wirklich schöne Tag dieses Jahr, bisher habe es oft geregnet, Nebel gehabt und im Juni habe es sogar nochmals geschneit; na wer kennt das Sprichwort nicht „wenn Engel reisen lacht der Himmel“. Beim anschliessenden Plateau-Rundgang mit den Hunden überfliegen 3 kleine Propeller-Maschinen sehr fotogen das Nordkap. Besser kann’s hier oben nicht werden, also verlassen wir den ‚teuersten Parkplatz‘ Norwegens und steuern die nächsten Superlative an. Als erstes besuchen wir Skarsvåg, das ist „Verdens nordliste Fiskevaer“ und parkieren beim zum Verkauf angeschriebenen Schulgebäude, um uns der Sehenswürdigkeit des Ortes zu nähern. Wir folgen dem ausgetrampelten Weg den steilen Hang hinauf und auf der anderen Seite wieder runter. Dort steht er, der ‚Kirkeporten‘, ein mächtiges Felsentor von Wind und Wetter aus einer Gesteinswand herausgefressen, das in der samischen Tradition eine religiöse Bedeutung hat. Durch das geöffnete ‚Kirchenportal‘ erkennt man auf der gegenüberliegenden Seite das Nordkaphorn. Zurück im WoMo entscheiden wir uns aufgrund des tollen Wetters auch die nächste Abzweigung von der Nordkap-Strasse zu nehmen und uns das 21 km entfernte Gjesvær noch anzuschauen. Über eine gute, erst 1977 erstellte Strassenverbindung, durch eine steinige, fast unwirkliche Hochebene mit vielen Wasserläufen und Seen, die dunkelblau aus der Landschaft blinzeln, kommt man auf eine letzte Anhöhe und glaubt seinen Augen kaum. Unten liegt eine Ortschaft auf 4 m Höhe, die seinesgleichen sucht. Wo man auch hinsieht, überall glitzert wieder ein blaues Wasser, dazwischen ein flacher grüner Hügel mit den prächtigen Häusern der 130 Einwohner und dahinter im Meer verstreut zahlreiche grössere und kleinere, mit Gras bewachsene Inselchen. Diese vorgelagerte Inselgruppe Gjesværstappan im Nordmeer ist ein Naturschutzgebiet, in dem sich die grösste Seevogelkolonie Norwegens befindet, darunter Trottellummen, Papageitaucher, Dreizehenmöven usw. Wir haben gut daran getan, diese Strecke noch zu fahren und können diese Destination jedem empfehlen. Heute ist wohl einer der schönsten Tage im Jahr aber trotzdem beneiden wir diese Einwohner fast ein bisschen; es ist bestimmt ein Privileg hier zu wohnen. Interessant wäre es, mal ein paar Wochen im Winter hier verbringen zu können. Zurück auf der E69 sind wir bald darauf in Honningsvåg, dem Verwaltungssitz der Gemeinde ‚Nordkapp‘ und Hauptort der Magerøya Insel. Die Haupteinnahmequelle der etwa 2500 Einwohner ist der Tourismus: täglich zwei Mal fährt ein Hurtigrutenschiff an den Quai (jährliche Passagierzahl ca. 450‘000, wovon 70 % Touristen) und im Sommer zusätzlich zahlreiche Kreuzfahrtschiffe. 1956 wurde die Verbindungsstrasse zum Nordkap fertiggestellt über diese werden die Touristen – wir sehen bestimmt 50 und mehr Busse, die überall bereitstehen – ans Nordkap gefahren. Bei unserer Stadt-Durchfahrt können wir sowohl ein riesiges Kreuzfahrt-Schiff, das gerade betankt wird wie auch ein Hurtigruten-Schiff vor Anker liegen sehen. Durch die Tunnelverbindung (auf 212 m unter dem Meeresspiegel zeigt die Temperaturanzeige 10° an) verlassen wir dann Magerøya und erinnern uns, auf der Hinfahrt einen guten Platz auf einem Plateau gesehen zu haben, den wir nun ansteuern, um den Rest des sonnigen Tages und die Nacht dort zu verbringen.