Montag, 1. Juli 2019

Auf dem Morgenspaziergang findet Luso auf einem niedrigen Gebüsch liegend ein Rentier-Geweih, es ist auf der einen Seite gebleicht und auf der anderen etwas grünlich angelaufen, dürfte also seit Herbst hier liegen! Das ist, was wir uns für diese Reise u.a. gewünscht haben, ein Geweih zu finden, wobei das Tier noch lebt! Es ist zudem super schön sonnig und warm weil der Wind fast nicht bläst; Sonnencrème ist angesagt, dafür ist der Mückenspray (schon seit Tagen) unnötig. Auch heute lassen wir das WoMo an unserem tollen Aussichtsplatz bei 71°05‘33“ stehen und nehmen den Kangoo vom Anhänger um die Nordkinnhalvoya etwas näher zu erkunden. Zuerst fahren wir von vorne bis hinten durchs Dorf Gamvik und finden zuhinterst einen rostigen alten Anker, der künftig bei uns mitfährt. Dann geht’s 20 km die 888 zurück bis Meham; auch hier schauen wir uns den Ort an und machen Fotos: die Holzgestelle sind gefüllt mit zum Trocknen aufgehängten Fischköpfen und in der Nähe riecht es nicht gerade fein. Ein Artikel in der FAZ klärt auf was damit geschieht: Einkäufer aus Nigeria inspizieren die Qualität und zahlen 2 Cent pro unbeschädigtem Kabeljau-Haupt. Die Köpfe kommen dann in einen Container nach Westafrika, wo sie die proteinreiche Hauptrolle in der Fischsuppe spielen, welche die Nigerianer sehr lieben. Nach 30 km quer durch eine Steinwüste mit Seen nehmen wir die Abzweigung auf die 894, die uns am grünen Oksfjorden vorbei nach Kjollefjord führt, einer lebhaften Siedlung, die halbrund um den gleichnamigen Fjord angelegt ist. Oberhalb steigen wir aus und wandern zum Aussichtspunkt mit grossem Steinmann und tollem Blick hinunter auf Ort, Fjord und hinüber zum Finnkjerka, einer eigentümlich geschichteten Felsformation am äusseren Fjordende. Und weil wir noch nicht genug haben von dieser faszinierenden Welt, wählen wir noch die Kiesstrasse – leider mit vielen Schlaglöchern – nach Skjotningberg, wo keine Fischindustrie mehr aktiv ist, hier wird vor allem Urlaub gemacht mit Blick auf den Kinnarodden, eine einsame, wilde, graue Klippe, die Europas nördlichster Festlandpunkt (ohne Strassenzugang) ist. Nach rund 6 Stunden, über 700 Fotos und 27 Videos sind wir zurück beim WoMo und lassen die Hunde zu ihrem verspäteten Nachmittagsschlaf kommen während wir uns im Slettnes Leuchtturm-Café warme Waffeln und einen Kaffee gönnen. – Noch ein Wort zum Thema Leuchtturm: Unabhängig der modernsten verfügbaren Technik werden die Leuchttürme weiterhin unterhalten, denn bei Ausfall des GPS, der Elektronik oder der Stromversorgung stellen Leuchttürme bis heute eine unverzichtbare Absicherung dar. – Der Himmel überzieht sich am Abend und für morgen Nachmittag ist Regen angesagt, deshalb beschliessen wir, weil es mittlerweile auch schon spät ist, noch einen Tag hier anzuhängen und in Ruhe alles zu sortieren und zu retablieren und Gamvik’s Umgebung nochmals zu ‚durchstöbern‘.