Samstag, 29.6.19
Nach einem weiteren Uferspaziergang verlassen wir am Morgen den Tana Fluss, der uns so lange begleitet hat, bei bewölktem Himmel aber relativ warmen Temperaturen. Die 70 km bis Ilford auf der 98 sind grösstenteils eine Zumutung, so viele Schlaglöcher die uns durchschütteln und die volle Aufmerksamkeit des Fahrers verlangen, so dass man von der Landschaft nicht viel mitbekommt, und das auf einer Hauptstrasse. In Ilford zweigen wir rechts ab und folgen der 888 und dem Fjord, der sich am Rande grün präsentiert und wo viele Rentiere in Gruppen auszumachen sind. Über den baumlosen Fjell schlängelt sich eine richtige Passtrasse zwischen Felsbrocken und unzähligen Seen hindurch. Hier oben schlägt dann die Wetterhexe so richtig zu, das Thermometer sinkt zeitweise auf 2 Grad und im horizontal von links kommenden Regen sind Schneeflocken auszumachen, Nebel zieht über die Hügel. Die Hunde wollen nur kurz raus und drängen dann wieder zurück ins trockene, warme ‚bewegliche Haus‘. Zwei Fjorde dringen tief ins Land und nur eine schmale Landbrücke führt auf die Nordkinnhalvoya, zuerst geht es aber steil bergab, begleitet von einem Flüsschen, das mit vielen kleinen Wasserfällen über die Felsen hinab purzelt. Ein Flughafen erscheint, dann der Ort Mehamn mit Tankstelle, Bäckerei und WoMo Ver-/Entsorgung. Meham ist die nördlichste Anlaufstelle der Hurtigruten. Vorläufig ohne Halt nehmen wir eine weitere – für heute die letzte – Pass-Passage und sehen bald kleine bunte Häuser und einen Bootshafen; wir haben Gamvik erreicht und die heutigen 230 km fast geschafft. Nur noch ein paar Kilometer und wir sind nach 2 Jahren und 22 Tagen wieder am nördlichsten Festlandpunkt Europas, der mit dem Fahrzeug erreicht werden kann. Seit 15.5.19 haben wir 5564 km zurückgelegt und dabei 1145 l Treibstoff verbraucht. Der Naturpark mit dem nördlichst gelegenen Leuchtturm ‚Slettnes fyr‘ auf dem europäischen Festland in Gamvik-Varnesodden liegt auf dem gleichen Breitengrad wie die Nordspitze Alaskas: 71°05’26,2“. Der Turm ist 39 hoch und der einzige gusseiserne in der Finnmark. Nach seiner Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wurde er bis 1948 neu errichtet. Wir wählen den Parkplatz beim Naturpark-Eingang und stehen dort ganz alleine mitten in der Natur. Durch unser Panorama-Fenster haben wir eine herrliche Meersicht auf die Barentsee. Wie es so Sitte ist, stoppt der Regen kaum sind wir angekommen und die Sonne verzaubert die Umgebung mit ihrem Licht, die Farben leuchten und gleich sieht die Welt ganz anders aus. Am Abend – bei 7 °C – nähern wir uns zu Fuss dem Leuchtturm, wandern weiter an diesem vorbei zum weissen Sandstrand am blauen Meer und zum Wanderparkplatz. Ein wunderbarer Ausklang dieses wettermässig eher garstigen Tages, den wir alle 5 sehr geniessen. Beim Abendessen können wir um 20:40 Uhr das Hurtigruten-Schiff in der Abendsonne von Mehamn kommend mit Ziel Berlevag vorbeistampfen sehen.