Freitag, 28.6.19

Für heute ist wieder ein bewölkter Tag mit Regen und nur teilweise Sonne angesagt. Wir folgen an der Abzweigung der 890 nochmals 60 km nordwärts. Schon die ersten Kilometer entlang des breiten Tals des Flusses Kongsfjordelva mit seinen frühlingsgrünen Büschen und Birken ist eine Augenweide. Es ist offenbar auch das Tal der Ferienhäuser, denn wenn man genau hinschaut, erkennt man viele Hausdächer versteckt im Birkenwald. Schon lange vorher mittels Wegweiser angekündigt, steht in Kongsfjord ein „Lädeli“, das aussen mit unzähligen alten Marken-Signeten verkleidet ist und in dem man fast alles kaufen kann. Wir erstehen ein knusprig-leckeres Brot und sind uns später reuig, nicht mehr davon eingepackt zu haben. Dann überrascht die 35 km Eismeer-Strasse von Kongsfjord bis Berlevåg entlang der sturmzersausten Küste durch eine wild-schöne Erosionslandschaft mit zerklüfteten Felsen, die die immense Kraft der Natur veranschaulicht. Und plötzlich wähnt man sich in der Karibik, so türkisbau ist das Wasser und so riesig der weisse Sandstrand mit Dünen, wo Land, Meer und Himmel zusammentreffen. Danach wieder Felsen, ein kurzer Tunnel und dann steht er vor einem, der Leuchtturm von Kjolnes mit seinem quadratischen Aufbau. Kurze Zeit später ist das Ende der 890 in Berlevåg erreicht, das ganz oben an der Küste der Barentsee liegt. Die Barentsee ist ein Randmeer des Arktischen Ozeans (Nordpolarmeer), ist mit 230 m durchschnittlicher (600 m maximaler) Tiefe eines der tieferen Schelfmeere und enthält reiche Erdgas- und Ölvorkommen (Wiki). Hier leben nur 1000 Einwohner (1 EW/km2), diese haben einen eigenen, vom norwegischen Staatsunternehmen Avinor betriebenen Flughafen, der nur von der norwegischen Regionalfluggesellschaft Wideroe angeflogen wird und seit 1975 legen auch die Hurtigruten Schiffe in Berlevag an (dann erst wurde der Eismeer-Hafen mit Tausenden wellenbrechende 4-armigen Tetrapoden aus Beton von ca. 15 Tonnen geschützt, die auch 10 m hohen Wellen standhalten). Auch hier ist Fischfang (vor allem Kabeljau) der Haupterwerbszweig und nebst der Lage und der Natur ist die einzige weitere Sehenswürdigkeit der 269 m hohe ‚Berg‘ Tanahorn mit samischem Opferplatz. Wir kehren um und fahren die schöne Strecke zurück bis wir wieder auf das breite, fruchtbare Tal des Tana Flusses mit seinen Sandbänken treffen. In Tana bru (nordsamisch Deanu šaldi) überquert ihn die einzige Brücke (195 m Spannweite), die ganz in Norwegen liegt und dies ist auch der einzige Übergang auf den unteren 100 km des Flusses. Hier kommen denn auch die E6 von Kirkenes, die E75 von Vadso resp. Ivalo resp. Alta/Hammerfest zusammen und entsprechend viele Wohnmobile sind an diesem Knotenpunkt anzutreffen, wo Camping, Hotel, Einkaufsläden und Tankstellen auf Kundschaft warten. Wir nehmen die 98 und fahren noch ein paar Kilometer nordwärts bis zu einem ‚Picknick‘-Platz am Tana, von dem aus wir dessen Ufer und eine grosse Sandbank erkunden können. Es ist 16 Uhr, regnerisch und 11°C; weil das Wetter so schnell wechselt, warten wir bei einem Apéro einfach den nächsten Sonnen-Abschnitt ab, bevor wir die Hunde anleinen und ‚sändelen‘ gehen! Mitten im breiten Fluss stehen oder vom Sandhügel hinab auf das Wasser zu sehen ist uns allen eine spezielle Freude, vor allem da auch ein paar Sonnenstrahlen noch mitmischen und Rentierspuren im Sand auszumachen sind.