Donnerstag, 27.6.19
Es ist bewölkt und um die 10°C. Im Kangoo machen Nils und ich (die Hunde lassen wir im WoMo) eine ‚City‘-Tour durch Båtsfjord. Es gibt eigentlich nicht viel zu sehen: Fischkutter, am Hafen Fischfabriken, entlang der Hauptstrasse einige Geschäfte, am Hang oben ein langgezogenes Gebäude, das sich als Spital mit angebautem Altersheim entpuppt, etwas weiter unten die Kirche und der Friedhof sowie rund um diese ‚City‘ die farbig angemalten Holzhäuser. Die Kirche ist verschlossen (Sommerferien, erst am 30.6. um 11 Uhr wieder geöffnet), so dass wir die 85 m2 grosse Glasmalerei nicht besichtigen können. Von der einfachen Hütte bis zur komfortablen, grosszügigen Villa ist hier im Ort alles da und davor stehen meist teure, grosse und neuere PWs. Wir staunen, wieviel Fische fangen, töten und zerstückeln offenbar einbringen muss; in der Gemeinde-Broschüre wird Båtsfjord als „The Fishing Capital of Norway“ vorgestellt und im Gemeindewappen ist ein riesiger Angelhaken auszumachen. In der Broschüre steht, dass täglich 150‘000 Mahlzeiten von rund 200 Angestellten der beiden wichtigsten (von aussen nicht eben gepflegten) Fischfabriken hergestellt werden! Beim Erkunden des Hafengeländes fahren wir über eine Brücke und können beobachten, wie eine Herde Rentiere quasi parallel zur Brücke durchs Wasser watet, um zum nächsten Fresshügel rüber zu kommen! Am Nachmittag nehmen wir die Hunde mit und fahren über die 23 km lange, schöne Aussichten bietende Syltefjord-Strasse, die nur vom Juni bis September mit Autos befahrbar ist, im Winter ist ein Durchkommen nur mit Schneescootern möglich. Die schmale aber geteerte Strasse führt uns in ein Tal mit beidseitigem Naturpark und dem Fluss, in dem 2012 sagenhafte 5,5 Tonnen Lachs rausgefischt worden sein sollen, der schwerste habe 24 kg gewogen. Jetzt bringt der Bach Schmelzwasser in den Syltefjord. Die drei Fischerdörfer am Fjord sind im 20. Jahrhundert verlassen worden, sie sind heute Ferienorte. Wir können schöne neue Häuser, ziemlich versteckt in einem der nördlichst gelegenen Birkenwald ausmachen. Darüber breiten sich vegetationsarme, arktisch geprägte Fjell-Hügel aus von max. 460 müM. Am Nordufer des Fjords hats eine 222 m hohe Klippe, an der grosse Kolonien von Tölpel und 3-Zehen Möwen brüten, die wir nicht aufschrecken wollen und darum auf den Aufstieg verzichten. Wir fahren bis ganz ans Ende der Strasse bei Nordfjord und spazieren dort der Küste entlang, vorbei an umgestürzten Fischtrocknungsgestellen und zerfallenden Häusern, weit und breit ist keine Menschenseele zu sehen, nur der Wind, die Wolken, das Meer, die Hügel und wir. Zurück im WoMo lädt Nils den Kangoo wieder auf, dann fahren wir die sagenhafte Strecke von 34 km und stellen uns bei Gednje auf eine dieser Fjell-Erhöhungen mit weitem Rundumblick. Nur Seen, Schneeflecken an den Fjell-Hügeln und in der Ferne ein Strassenband sind zu sehen; das ganze wird von der Sonne erwärmt, die sich zwischen den grauen Wolken hindurchdrängt. Am Abend spazieren wir an einem der einsamen Seeufer entlang, nur vom Wind begleitet, sonst ist es mucksmäuschen still. Pipa freut sich an den weiss-kalten Schneeflecken und flitzt wie verrückt darauf herum. Dass das Wetter extrem schnell wechselt spüren wir am eigenen Leib, denn auf den letzten Metern vor der Rückkehr lassen die Wolken, angetrieben vom Wind, ihr Nass auf uns niederprasseln. Wie gut haben wir einen trockenen, warmen, mit Vorräten gut bestückten Unterschlupf; wobei keine 2 Stunden später beim Nachtessen taucht die Sonne die Umgebung wieder in ihr magisches Licht: das Gras in grün, rot, beige, die Büsche in braun-rot, die Steine und Felsen in grau und die Seen und den Himmel in blau. Wir können uns kaum sattsehen.