Donnerstag, 13.6.19

Heute Nacht um 4 Uhr war’s neblig; eine mystische Stimmung lag über dem See. Um 7 Uhr ist davon nichts mehr zu erkennen, die Sonne scheint und die Temperaturen steigen nach 3 kälteren Tagen wieder auf 16-18°C. Das WoMo bleibt heute stehen, Nils hat den Kangoo vom Anhänger gefahren. Nur ein paar Kilometer von hier liegt nämlich der finnische Hossa-Nationalpark. Er wurde aus Anlass des 100-jährigen Bestehens des unabhängigen Staates Finnland errichtet und vor 2 Jahren, am 17.6.17 eröffnet. Im Park wurden rund 90 km Wanderwege markiert und da es sich um ein trockenes Gebiet (ohne Sümpfe) handelt, ist die Mückenplage hier minim. Der 40. Nationalpark Finnlands ist geprägt durch rund 130 Seen, kleine klare Flüsse und überwiegend Kiefernwälder, in denen Preisel- und Blaubeeren sowie Pilze wachsen. Im über eine ‘gravel road’ erreichbaren nördlichen Teil des Parks sind über 3000 Jahre alte Felszeichnungen zu sehen. Auf dem Weg zum Naturzentrum begegner uns die erste Rentier-Gruppe. Übrigens trägt beim Ren auch das Weibchen ein Geweih. Das des Männchens ist mit einer Länge von 50 bis 130 Zentimeter deutlich ausladender, gegenüber nur 20 bis 50 Zentimetern beim Weibchen. Männliche Tiere werfen ihr Geweih im Herbst ab, Weibchen erst im Frühjahr. Das Abwerfen erfolgt gewöhnlich nicht zugleich beidseitig. Wir lassen uns im Naturzentrum Info-Material zu den möglichen Wanderwegen geben und nehmen einen ‘hiking trail’ durch Kiefernwald unter die Füsse. Unterwegs treffen wir ein einsames Rentier, das von unseren 4-Beinern verbellt wird aber sich ohne Hast weiter des Weges begibt. Ansonsten begegnen wir auf dem Hinweg niemandem und man kann förmlich die beruhigende Stille der Wildnis spüren und den Duft des Waldes einatmen. Der Trail ist mittels farbiger Punkte an den Bäumen gekennzeichnet, welchen wir bis zum Aussichtspunkt über dem Ala Ölkky See folgen. Dort legen Nils und die Hunde nach 3 km eine Pause ein und ich steige über eine lange Holztreppe hinab und über einen Gitterrost-Steg zu den Felszeichnungen. Was zu sehen ist, ist enttäuschend wenig für Laien: ein nur vom Wasser resp. dem Steg aus sichtbarer, rötlich gefärbter Fels. Bei näherem Hinsehen kann man 2 Männchen mit 3eckigem Kopf erkennen, die irgendwie ausserirdisch aussehen. Über einen mit Baumwurzeln gespickten Naturpfad (immer schön die Beine heben) kehren wir dann zum Auto zurück. Auf der ‘Heimfahrt’ sehen wir nochmals eine Gruppe von Ren mit Jungtieren. Wir haben nur einen ersten kleinen Einblick in dieses riesige Gebiet erhalten. Daher verlängern wir im Camping Hossan Lumo und wollen am nächsten Tag noch eine andere Tour, einem der vielen Seen entlang, unternehmen. Gestern haben wir hier Aargauer in einem Camper getroffen, heute ein Zürcher Paar, das mit Zelt unterwegs ist, ansonsten hat’s fast nur Finnen. Der Camping Chef erzählt, dass gestern Morgen ein paar Kilometer nördlich ein Braunbär auf der Strasse gesichtet worden sei und schon vor einer Woche eine Bärensichtung gemeldet worden war. Wir sind halt hier in der weiten, waldigen, einsamen Grenzregion zu Russland, von wo Meister Petz wohl herkommt.