Mittwoch, 12.6.2019

Sonnenaufgang in Säräisniemi, morgens um 03:15 Uhr, der Himmel am Horizont ist orange, man könnte meinen es brenne der Wald! Um 07:30 stehen wir zum 2. Mal auf, freuen uns am blauen Himmel und der schon hochstehenden Sonne und unternehmen eine letzten ausführlichen Spaziergang durch das weitverzweigte Wegnetz über dem Seeufer und unter Föhren hindurch auf weichem Waldboden. Nach einer kalten Dusche – irgendwie hat die Wassererwärmung heute nicht geklappt – starten wir dann weiter nordwärts und begegnen kurz darauf unserem ersten Rentier auf dieser Reise. Es trägt ein Halsband und trottet der Strasse entlang. Die Landschaft ist jetzt geprägt durch viele Birken, bewaldetes Hügelland, Sümpfe und Seen. Die Region liegt etwa 200 m über dem Meeresspiegel und ist bekannt für gute Wasserwandermöglichkeiten. Suomussalmi, das zu Nordfinnland gehört und im Osten an die russische Republik Karelien grenzt, lädt geradezu zu einem längeren Halt ein. Es präsentiert sich am Wasser gelegen mit grossflächigen, offenen Parkanlagen, die wir uns etwas näher betrachten. Der Via Karelia durch Ostfinnland der russischen Grenze folgend streben wir dann spannenden Zielen entgegen. Die stimmungsvolle, schöne Ost-Route 843 ist etwas schmaler aber immer noch zügig zu fahren; es herrscht wenig Verkehr. In der Wildnis dieses grenznahen östlichen Teils gibt es Bären, Wölfe, Vielfrasse und Luchse. Wir wollen es genau wissen und fahren über eine Naturstrasse zur 8 km entfernten geschlossenen Grenzstation Lehtovaara. Kein Wunder ist dieser Übergang zu, er ist mitten im Wald ohne Häuser in der Nähe und durch ein einfaches, geschlossenes Gittertor ‘gesichert’. So nahe am Putin’schen Russland waren wir noch nie … und just als wir vor dem Tor umkehren, läutet das Telefon … ganz leicht erschrocken bin ich dabei schon, obwohl wir nichts Unrechtes taten, aber unweigerlich kommen einen so Geschichten in den Sinn… Zurück über die Naturstrasse, erreichen wir auf der nordwärts führenden 843 am späten Nachmittag den Camping Hossan Lumo bei Hossa. Dieser empfehlenswerte Platz liegt malerisch leicht erhöht am Ufer des Sees Hossanjärvi, inmitten von weit auseinanderstehenden Föhren und bietet einen idealen Ausgangspunkt zum nahen Hossa-Nationalpark. Es werden Hütten, Kajak, Kanus, Ruderboote, Stand-up Bretter, Fahrräder und Schneeschuhe samt dazugehörender Ausrüstung vermietet, es gibt eine Sauna, eine Cafeteria mit Shop und kostenloses Wifi. Trotz dieses breiten Angebots macht der Camping jetzt Mitte Juni einen ruhigen und einfach sympathischen Eindruck, den das junge finnisch-irische Eignerpaar unterstreicht. Auch die Mücken sind hier viel weniger zahlreich und fast zahm, also eine gute Voraussetzung für einen gemütlichen Rundgang über die kleine Halbinsel, auf der wir uns de facto befinden. Vom ‘Wohnzimmer’-Fenster aus haben wir einen tollen Blick auf den warm im Abendlicht schimmernden See und Wald, fast als ob wir allein ‘in der Wildnis’ wären. Dank des sehr späten Sonnenuntergangs können wir dieses magische Licht bis Mitternacht geniessen.