Pfingst-Montag, 10.6.2019
Unsere 3 Feuchtnasen werden auch beim Morgenspaziergang wieder von gierigen Mücken angegriffen, die zielbewusst deren wenig behaarten Bauch auswählen. Rote Flecken noch und noch, doch sie sind tapfer und schlecken nicht daran. Das bestärkt uns aber, weiter nordwärts zu fahren, wo die Mückenplage kaum existiert. Es ist schlussendlich schon 11 Uhr, bis wir alles (inkl. Einkauf und Tankstopp) erledigt haben und es zwischen Bäumen und Wasser auf einer dürftig befahrenen guten Strasse weiter gehen kann. Wir kommen am geografischen Zentrum Finnlands vorbei … dabei sind wir schon in Nordfinnland; irgendwie unlogisch, oder? Mir scheinen die Bäume hier bolzengerade und viel höher gewachsen als daheim. Wald ist ein Stück finnischer Identität; rund eine Million Waldbesitzer gibt es in Finnland, also jeder fünfte Bürger besitzt Wald. So finden sich denn auch vor vielen Häusern gleich mehrere ‘Reservoirs’ voller Holzscheite: vorgesorgt ist halb gewonnen, denn der nächste Winter kommt bestimmt. Grosse abgeholzte Gebiete und Stapel von Baumstämmen (Kiefer, Fichte + Birke) im Gelände zeugen von aktiver Forstwirtschaft: von der Gesamtfläche Finnlands nimmt die forstwirtschaftliche Fläche immerhin 78 Prozent ein und beträgt über 20 Mio. ha.; die der Gewässer weitere 10 %. Vom Wanderparkplatz Luontotorni aus erkennen wir zuerst eine Windmühle und daneben ein 2-stöckiges Treppenkonstrukt, das sich bei näherer Betrachtung als etwas trostlose und ziemlich morsche Skisprung-Übungsanlage (Annahme weil niedrig und kurz) entpuppt. In der weiteren Umgebung ist auch ein Loipenweg auszumachen, der ohne Schnee zu einem Frisbee-Parcours umgemünzt wurde und zu einem Aussichtsturm führt. Besteigt man diesen, kann man 360° Wald unter sich ausmachen. Der grosse Oulujärvi See interessiert uns, deshalb folgen wir der in der Karte als ‘scenic route’ markierten 879. Leider führt der Weg nie direkt dem Ufer entlang, nur selten ist vom See und nur von fern was zu sehen. So schnell aber entkommt er uns nicht, kurzerhand zweigen wir auf die Halbinsel von Säräisniemi ab, wo in einem riesigen Gelände am Ufer und im Wald sich ein Campingplatz anbietet. Hier werden alle glücklich: Ruhesuchende, Wassernixen, Saunahasen, Wandervögel, Tennisfreaks, Spielplatzverrückte und Restaurantbesucher. Aktuell ist nichts los, zwar stehen einige z.Zt. unbewohnte Wohnanhänger bei den Föhren, aber sowohl in der Ufer- wie auch in der Waldpartie ist alles frei und wir können wählen, wo wir stehen wollen (erst auf’s Wochenende hin wird wieder ein Grossandrang erwartet). Direkt am Ufer wäre zwar reizvoll, aber dort hat’s nur etwas Wiese auf sandigem Untergrund, was für unseren 10-Tonner und bei leicht gewittriger Prognose etwas riskant wäre. Weil’s oben im lichten Wald mit jedwelcher Möglichkeit, uns zu Fuss auf Erkundigungstour aufzumachen, ebenso schön ist, stellen wir unseren MAN auf einen geteerten Platz im sonst leeren Abschnitt. Kaum angekommen und den Apéro geniessend, beginnen auch schon die für den frühen Abend angekündigten 20-60% Regen runterzukommen. Nach einer kurzen Phase ist’s aber schon vorbei und die Sonne zeigt sich wieder. Aber just als wir zur Abendrunde starten, lässt die nächste schwarz-blaue Wolke ihren Inhalt fallen. Wir stehen kurz in einer Hütte unter, drehen dann zum WoMo zurück, wo wir das Ende des Schauers abwarten. Und wie die Wetterprognose es vorausgesagt hat, um die 8 Uhr abends ist der Spuk vorbei. Trockenen Hauptes aber oft in Begleitung der kleinen schwarzen Plaggeister schauen wir uns dann im riesigen Gelände um. Es ist fast ohrenbetäubend still ohne Wind und Regen, nur gerade ein Vogel ist zu hören. Radio, Tv oder Internet funktionieren gemäss Aussage Campingbetreiber hier am grossen See (887 km2 aber im Mittel nur 7 m tief) wegen des schnellen Wetterwechsels meist nicht…






























































