Fr., 31.5.19

Bei bewölktem Himmel aber windstill, geniessen wir die frühmorgendliche Runde um die ‘Stensö-Halbinsel bei der Ölandbrücke. Zuerst geht’s einem Schilfgürtel und dem Wasser entlang, später kommen wir in einen Föhrenwald und zuletzt ins Birkenwäldli mit dem Hundebad. Gute Luft, mal vom Wasser, mal von den Bäumen her und Ruhe herrschen in diesem Naturpark zur frühen Stunde vor. Wir nutzen die Gelegenheit wieder Trinkwasser zu füllen und Abwasser entsorgen zu können, bevor wir uns weiter nordwärts wenden. Angesichts der vielen kommenden Feiertage, an denen auch die Schweden zahlreicher unterwegs sein werden und die wir ehrlich gesagt zu wenig bedacht haben, haben wir unsere Absicht, die Insel Gotland zu besuchen, verschoben. Dies nicht zuletzt, weil damit zwei längere Fährfahrten (hin und zurück) verbunden wären und diese über die Feiertage auch schon weitgehend ausgebucht sind. Daher nehmen wir nicht in Oskarshamn die Fähre, sondern fahren weiter bis Västervik. Wir durchfahren eine sensationell schöne Gegend: vielerorts sind die rund ‘geschliffenen’ Felsen der Schärengegend, die oftmals mit Moos überzogen und in Föhren-Wäldern liegen, zu sehen, dann sieht man hinter Feldern das Blau von Wasser durchschimmern und bald wieder fährt man durch Eichen-Ahorn-Birkenwald oder an einem Sumpf vorbei. Um 12:57 Uhr erblicken wir unseren ersten Elch: er ist gross, trägt ein Geweih aber grast etwas weit weg und vor lauter Schauen vergesse ich ganz, die Kamera zu aktivieren. Ab und zu sind die typischen falun-roten oder gelben Häuser mit ihren gepflegten Vorgärten und Erdbeerfelder sowie parkartige Gegenden zu sehen und manchmal begleitet uns über Kilometer ein Band von rosaroten Grasnelken. Einfach fantastisch schön! Anfangs Nachmittag erreichen wir dann die 40’000 EW Stadt Västervik, die durch ihre schöne Lage an der «Blauen Küste» und inmitten des Schärengartens entzückt. Mittlerweile zeigt sich auch die Sonne vom blauen Himmel bei 20-23°C. Wir stellen unser WoMo am Hafen vorbei auf dem Stellplatz beim Wärmewerk ab. Die Plätze am Wasser sind schon besetzt, daher bleiben wir im leicht erhöhten Hintergrund und schauen quasi über die anderen Wohnmobile auf das dunkelblaue Wasser, die Boote und die Halbinsel im Hintergrund. Dann greife ich zum Telefon, vereinbare einen Veterinär-Termin für Montag in Kapellskar (wir müssen die 28-Tage Regel der Bandwurmbehandlung unserer Vierbeiner einhalten, um in Finnland und Norwegen problemlos eingelassen zu werden). Anschliessend buchen wir die nächste Fährüberfahrt, die uns nördlich von Stockholm auf die Insel Aland, welche schon zu Finnland gehört und zwei Tage später von dort auf’s Festland bei Turku bringt in jeweils 4 ½ resp. 5 Stunden, womit die ‘Planung’ der nächsten Woche ‘gebongt’ ist. Wozu haben wir unseren Renault dabei: dieser kommt jetzt in Aktion. Damit fahren wir zum Schloss Gränsö auf der Halbinsel vis-à-vis, das inmitten eines Naturparks liegt. Dort erwartet uns zwar nicht das Schlossfräulein, aber ein Parkplatz gegenüber dem Schlosseingang, auf dessen hinterem Teil sogar ein WoMo-Stellplatz für SEK 100.- ausgeschildert ist. Wir parkieren erst einmal und erkunden mit den Hunden die traumhafte Umgebung: Wege mit Grillplätzen und Bänken dem Wasser entlang, kleine Wiesengebiete, ein grosses Areal mit blühenden ‘Maieriesli’ (=Maiglöckchen: wurde 2014 zur Giftpflanze des Jahres gewählt, weil oftmals mit dem Bärlauch verwechselt) und darüber alte, dicke Eichen mit ihren hellgrünen Frühlingsblättern! Unerhört, dieser die Luft erfüllende Blumenduft, den wir tief einatmen, glücklich über so viel Natur-Schönheit. Wir begegnen zahlreichen Schwänen und Gänsen mit 2-3 Jungtieren sowie einer Blindschleiche. Der Entscheid ist schnell gefällt, wir holen unser WoMo und dislozieren auf diesen Platz inmitten des Naturparks mit Ostsee-Wasser auf zwei Seiten. Wir sind die einzigen ‘Entdecker’ dieses 1A-Stellplatzes und die Abendsonne beleuchtet bei offener Türe unsere Apéro-Sitzecke, wodurch der Rosato frizzante gleich nochmals besser schmeckt! Weil’s am Nachmittag so schön war, zieht es uns bei Sonnenuntergang um 21 Uhr nochmals ins Grüne; die Stimmung und das Licht sind jetzt wieder ganz anders und unvergleichlich. An den Ferien- und Weekendhäusern vorbei betört uns der Duft der vielen Fliederbüsche, die jetzt im warmen Abendlicht ihr Parfum abgeben. Auf der Wiese gleich neben unserem WoMo sehen wir, wie Reh und Hase sich sprichwörtlich gute Nacht sagen.