Do. 28.2.19

Wissen alle, was ein ‚Hühnergott‘ ist? Die letzten Tage haben wir am Strand einige Steine mit Loch gefunden und mitgenommen. Solche natürlichen Lochsteine nennt man ‚Hühnergott‘. Diese hat man früher oft zur Abwehr von schädlichen Hausgeistern und als Beschützer des Viehs aufgehängt. Ich habe heute Morgen alle meine Fundstücke auf eine Schnur aufgeknüpft … nützt nichts so schadet es wohl auch nichts! Danach fahren wir mit dem ‚green frog‘ in ¾ Std. über eine schöne, leicht hügelige Strecke mit landwirtschaftlich genutzten Flächen und schönen Steinwällen in Richtung Ragusa (da kriege ich doch immer wieder Lust auf etwas Zart-Schmelzendes), zweigen aber vorher rechts nach Módica ab. Es soll eine der schönsten Barockstädte Siziliens und UNESCO-Weltkulturerbe sein. Viele Barockbauten sind nach dem grossen Erdbeben 1693 auf den alten Fundamenten – wie Phönix aus der Asche – wieder aufgebaut worden. Die Stadt liegt links und rechts und hinten am Hang, Haus über und neben dem Nachbarhaus. Ganz schön sieht man das von oben, wenn man auf das fast nahtlose Dächermeer schaut. Schon von der Hauptstrasse her sehen wir die Chiesa di San Pietro mit breiter Freitreppe. Leider ist keine der Türen geöffnet, so dass wir bei dieser Kirche nur die prächtige barocke Fassade anschauen können. Zu Fuss folgen wir dann einem Quersträsschen zum monumentalen Dom San Giorgio, wo uns wieder eine wuchtige Treppe erwartet. Schon leicht verschwitzt stehen wir nach ungezählten hohen Tritten dann vor einem der Portale, das doch tatsächlich geöffnet ist. Der dreischiffige Innenraum ist reich geschmückt und mit zahlreichen Altaren und einer schönen Pfeifenorgel versehen. Augenfällig ist das Altarbild vorne, das aus 9 einzelnen Bildern besteht und sicher gegen 10 m hoch ist. Was ist das für ein Lärm? Die Schule ist aus, die Eleven schreien und die Mama-Taxis verstopfen die Strasse! Módica ist aber nicht nur wegen ihrer barocken Schönheiten bekannt, es wird auch als ‚Schokoladenhauptstadt‘ Siziliens bezeichnet. Noch heute wird Schokolade hier nach alter Tradition hergestellt, bei der die Kakaozuckermasse bei niedriger Temperatur erhitzt wird, so dass sich die Zuckerkristalle nicht auflösen; damit bleibt sie ‚crunchy‘. Die Läden sind klein, aber das Angebot ist enorm: da gibt es gesalzene, gewürzte und was weiss ich was noch für Schokolade, alle hübsch verpackt, meist in 50 g Portionen und jede speziell benannt. Für Axel erstehen wir so eine Spezialität namens ‚tiramisù‘ (stell-mich-auf). Entlang einer als ‚scenic route‘ in der Karte eingezeichneten Strecke fahren wir via Scicli zurück an die Küste. Sie ist wirklich malerisch, diese tiefe Schlucht, die der Fluss in die weichen Kalkschichten der Berge gefressen hat. Weit oben sehen wir sogar Höhlen, die schon in der Steinzeit bewohnt gewesen sein sollen. Der Küste entlang, vorbei an dem schon fast mondän zu bezeichnenden Ort Marina di Ragusa mit vielen schönen, neueren Häusern, über Punta Secca, wo uns der Leuchtturm schon von Weitem grüsst kommen wir erst am schon späteren Nachmittag wieder in Pta. Braccetto an. Während die Hunde etwas verschnaufen und ruhen können, fahre ich mit Axel noch bis Santa Croce zum Einkauf und gebe unterwegs dem ‚green frog‘ noch etwas zu trinken. Kaum zurück geht’s schon wieder los, wir wollen nochmals in den Naturpark-Wald und das, bevor die Sonne untergeht und es eindunkelt. Im Wald sind wir ganz alleine, erst als wir wieder auf den Sandstrand treffen sehen wir Fischer mit langen Angeln, die warm eingelullt warten, um ein paar armen Kreaturen ans Lebendige zu gehen.