Sonntag, 18.11.2018
Ein ausgedehnter Spaziergang entlang teils unwegsamem urwaldähnlichem Gewächs und entlang des Ticino in ziemlicher Abgeschiedenheit – nur von Ferne ist die Autobahn und etwas näher aber nur ab und zu der Cisalpino auszumachen – ist unser Tagesbeginn. Wir haben gut und ruhig geschlafen, der Himmel ist jetzt noch bedeckt, aber es verspricht ein schöner Tag zu werden, was wollen wir mehr?! Leider fällt dann der Trip nach Cardada hoch aus, weil die Winterpause machen. Und tatsächlich, während hier unten bald die Sonne scheint, kann man – nachdem Wolken und Nebel abgezogen sind – oben einen weissen Gupf sehen, dort wo die Bergstation ist. Also Programmänderung: schon lange wollte Nils das Grab von Clay Regazzoni mal besuchen. Für die Jüngeren unter unseren Lesern: Clay Regazzoni war ein Schweizer Automobilrennfahrer, der 10 Jahre lang von 1970 bis 1980 in der Formel 1 startete, 1974 Vizeweltmeister wurde und ein Teamkollege von Niki Lauda war. Trotz Querschnittlähmung, die er sich bei einem Rennunfall zuzog sowie schweren Brandwunden durch einen weiteren Unfall, fuhr Regazzoni weiter Rennen. Er wurde wegen seines unbeugsamen Durchstehvermögens ‚der Unzerstörbare‘ genannt. Auf einer privaten Fahrt in Italien verunglückte er 2006 tödlich. Sein Grab liegt in Porza, oberhalb von Lugano mit herrlicher Sicht auf die Stadt und den See l– davon hat er zwar nichts, seine Besucher aber umso mehr -. Bei 13°C führen wir danach unsere Hunde im Maggia-Delta und am Lago Maggiore aus – mit nur 198 Metern über Meer ist das Maggia-Delta bei Ascona das tiefstgelegene Gebiet der Schweiz -, bevor wir sie im WoMo schlafen lassen. Der übliche Stellplatz am Lido von Locarno ist zwar aufgehoben, weil dort eine neue Überbauung im Entstehen begriffen ist, aber unweit davon lassen wir das WoMo auf einem Parkplatz stehen, wo eigentlich Camper unerwünscht sind. Da es nicht so viele Touristen hat, Nachsaison und der nahe Camping geschlossen ist, wagen wir’s trotzdem. Locarno ist übrigens – zusammen mit Lugano und Grono – der wärmste Ort der Schweiz und gilt als die nördlichste Ortschaft mit mediterranem Klima an einem See. Nil führt mich auf einen Ufer-Stadt-Schaufenster-Bummel … am Sonntag wo die Geschäfte geschlossen sind !! Auf dem Weg begegnen wir vielen Hundehaltern und kommen mit einigen ins Gespräch, so treffen wir u.a. die schwarze Heidi, eine Labrador-Hündin aus Costa Rica oder einen mopsigen Mops, der demonstrativ neben dem Kissen sitzt, das ihm seine Chefin auf den Boden gelegt hat. Auch die Möven werden gefüttert und zeigen ihre Flugkünste indem sie das Brot im Vorbeiflug in der Luft auffangen. An der Promenade fallen umfangreiche, riesige Baum-Methusalems und Palmen voller Früchte auf. Ebenso auffällig sind – wie schon entlang der Autobahn – auch hier die vielen Plakate ‚affitasi‘ mit denen die leer stehenden Geschäftslokale angepriesen werden. Es wird schnell Abend, die Parkplätze mit den teuren lauten Schlitten leeren sich und auch wir verziehen uns in unseren Cocon.