Samstag, 17.11.2018
Es ist noch düster als wir aufstehen, die Sonne noch nicht aufgegangen und der Himmel wolkenverhangen. Ausgerüstet mit Leuchtwesten und mit Leuchtbändeli an den Hundehälsen nehmen wir den Morgenspaziergang unter die Schuhe/Pfoten. Der Weg führt uns zuerst parallel zur Autobahn und dann über einen geteerten Waldweg so steil bergan, dass wir sogleich wieder ans Jacke ausziehen denken, derart kommen wir ins Schwitzen. Auch Luso und vor allem Oxi sind eigentlich noch nicht im Bergan-Modus und so geht es langsam vorwärts, was uns allen Zeit lässt, links und rechts an und unter die Bäume zu sehen. Dann, ein ‚déja-vu‘: wir sind hier schon mal gewesen, damals sind wir vom Monte Ceneri aus gestartet und es muss im Sommer vor 1-2-3-Jahren gewesen sein, auf jeden Fall ist uns damals der üppig-farbige Sommeflor rund um diese Rustici ins Auge gestochen. Der ist jetzt Mitte November weg und die schönen alten Stein-Holz-Häuser sind winterfest gemacht. Zurück, den steilen Weg runter geht’s schnneller; im WoMo gibt’s für alle erst einmal ein kräftiges Frühstück bevor wir uns auf den Weg nach Capolago machen: wie der Name schon sagt, liegt dieser Ort am Kopfende des Sees, des Luganersees. Dort steigen wir in die 1890 in Betrieb genommene Zahnradbahn, die der Migros gehört, seit Migros-Gründer Gottlieb Duttweiler sie 1941 gekauft und so vor dem Abbruch gerettet hat. Die beiden orangen Wagons sind voll von Ausflüglern und der Lärmpegel der gerne und laut diskutierenden Tessiner ist ungewohnt hoch für unsere ruheverwöhnten Ohren. Die 9 km lange Fahrt durch das Naturschutzgebiet dauert 40 Minuten, die Steigung beträgt max. 14 %.: wir passieren senkrechte Abhänge und einige Tunnels, geniessen die Sicht hinunter in die Ebene, hinauf in herbstlich-gelbe Waldpartien und sehen links nebliges Grau, rechts blauen Himmel. Das Schienenende liegt auf der 1704 m hohen Bergstation des Monte Generoso, einem schweizerisch-italienischen Grenzberg am Südrand der Alpen, der eine imposante Rundsicht von der Po-Ebene über den Lago di Como bis zu den Berner und Walliser Alpen bietet…wenn Meteo will…. Dort erwartet uns, oberhalb der Baumgrenze, die auf dem felsigen Bergplateau majestätisch thronende, vom Tessiner Stararchitekten Mario Botta entworfene und 2017 eingeweihte Anlage „Fiore di Pietra“ (Steinblume). Das alte Restaurant musste nach einem Erdrutsch im 2010 geschlossen werden. Entstanden ist hier ein majestätisches Wahrzeichen, bestehend aus sieben konkav gestalteten Türmen aus horizontal geschichtetem glatt poliertem und rauem Granit. Im Innern eine Ausstellung mit Rückblicken auf die touristische Erschliessung des Berges, zwei Panorama-Restaurants und eine Dachterrasse mit atemberaubendem 360-Grad-Rundblick. Klar erkundigen wir dieses Gebäude und genehmigen uns eine ‚Wegzehrung‘. Inzwischen sind die Wolken weitgehend verschwunden, dafür ziehen Nebelschwaden über den Grat des Monte Generoso. Wir wagen uns raus und steigen die letzten Meter zum Bergspitz hoch…wer wagt gewinnt,… denn schon bald gewinnt die Sonne überhand und zumindest sporadisch zeigt sich auf 2-3 Seiten die hochgelobte Aussicht. Es weht ein kühler Wind aber dort wo die Sonne durchkommt, wärmt sie unsere roten Backen. Wir steigen die 15 Minuten wieder runter zur ‚Steinblume‘ und wählen dann einen der zahlreichen Wanderwege, der uns zuerst entlang dem Planetenweg (hier oben gibt’s nämlich auch eine Sternwarte) teils über Wiesenwege, teils durch felsige Passagen zur Alpe d’Orimento führt…und wieder zurück. Unterwegs passieren wir den Abzweiger zur Bärenhöhle, wo tatsächlich Überreste von Bären gefunden wurden und können fast vogel- oder drohnen-gleich weit über und in die italienischen und schweizerischen Hügel rüber resp. auf Seen runter sehen. Von der Gämsen-Kolonie und den hunderten von Pflanzenarten, die hier oben vorkommen ist jahresbedingt allerdings nichts zu sehen. Sehr zufrieden mit unserem Ausflug und etwas (die Hunde etwas mehr) müde, setzen wir uns dann wieder auf die Holzsitze und vertrauen uns für die Talfahrt den Zahnrädern an. Nach einem verspäteten Z’mittag-Z’vieri kutschiert uns Nils dann auf den erprobten Standplatz in der Nähe des Flugplatz Locarno resp. des Kart-Rondells in der Magadinoebene nahe am Fluss Ticino, wo unsere beiden Fellnasen froh sind um eine Mütze Schlaf, während wir 2-Beiner den Tagesbericht für tuulikki vorbereiten. Im Dunkeln ist gut munkeln, sagt man, also fdrehen wir unsere Abendrunde zum Kart-Platz und dem Ticino entlang zurück nur schwach vom zunehmenden Mond beleuchtet.