Freitag 12. und Samstag 13.10.2018
Laut Wetterbericht soll es wiederum ein prächtiger sonniger Herbsttag mit Temperaturen bis 25°C werden. Unser heutiges Ziel liegt nahe, via Bad Tölz/Oberbayern (das vielen aus der Krimiserie der Bulle von Tölz bekannt sein dürfte) ins Isartal bis zum 940 m hohen Achenpass (Grenze nach Österreich) resp. wieder etwas retour, an den noch in Deutschland liegenden Sylvenstein-Stausee. Dieser ist rund 7 km lang und wird von der Isar gespiesen. In ihm liegt versunken das ehemalige Dorf Fall, das vor der Flutung einige Dutzend Meter höher neu erbaut wurde. Am Rande des neuen Dorfes hat man unter Bäume und dem jetzt in den schönsten Herbstfarben golden leuchtenden Blätterdach einen grossen, natürlichen Übernachtungsplatz ohne Komfort für Wohnmobile geschaffen. Hier lassen wir uns nieder und gehen uns den See zu Fuss näher ansehen. Rund um den See sind die Gebirgsrücken des Karwendelgebirges zu sehen. Der blaue Himmel und die Bäume spiegeln sich in der glatten Oberfläche des Stausees. Es ist fast sommerlich warm und viele Velofahrer und Wanderer sind unterwegs. Diese verteilen sich aber gut über das grosse Areal, so dass wir uns fast alleine an ‘unserem’ Seeufer befinden. Es ist unglaublich schön und ruhig hier, das gelb-rote Herbstkleid der Bäume, der blaue Himmel und die unglaublich warmen Temperaturen Mitte Oktober auf doch 900 müM laden zum Verweilen ein. Das tun wir denn auch ausgiebig und die Hunde wagen sich bis zu den Ellbogen ins 16° kalte Wasser. Gegen Abend füllt sich der Übernachtungsplatz zunehmend, es ist offensichtlich ein bekanntes und beliebtes Gebiet. Am Abend machen wir noch eine Runde durch das ziemlich überschaubare Dörfchen Fall. Nebst der Kirche, dem Feuerwehrgebäude und einigen privaten Häusern und zwei Restaurants, finden wir einen erst kürzlich errichteten Erholungs-Naturwald.
In der Nacht weckt uns Oxi, sie muss raus und am frühen Morgen weckt uns die Mutter von Nils mit einem Telefonanruf….ansonsten hätten wir in der reinen frischen Luft unter den vielen Bäumen prima geschlafen. Beim Morgenspaziergang, der uns in die andere, noch nicht erkundete Richtung führt, entdecken wir den neu angelegten Seeuferweg. Über dem See liegt eine unterschiedlich dicke Nebelschicht und am gegenüberliegenden Ufer werfen die ersten Sonnenstrahlen ihr Licht schon auf die obersten Bäume. Rund um unser WoMo ist der Wald vollgeparkt mit Campervans aller Art, die meisten aus Deutschland oder Österreich. Wir Schweizer und der vis-à-vis geparkte englische VW-Camper gehören da schon fast zu den Exoten. Beim Rundgang kommen wir mit einem durch einen Töff-Unfall behinderten, im Rollstuhl sitzenden Mann mit Ehefrau ins Gespräch, die sich einen gut motorisierten Ducato auf ihre Bedürfnisse – echt raffiniert – abgestimmt haben ausbauen lassen und jetzt nach den ersten Testfahrten den Winter in Sizilien verbringen, auf der Fahrt dorthin aber die Autobahnen meiden und sich viel Zeit für Land und Leute nehmen wollen. Es ist Wochenende und das hört man deutlich, denn die Motorräder sind von der Strasse her gut zu hören. Am noch frühen Morgen ertönt denn auch eine Sirene, die uns etwas ratlos zurücklässt, denn es ist nichts zu sehen, nichts zu hören und niemand in unserer Nachbarschaft reagiert. Beim ausgedehnten Mittagsspaziergang entlang dem Stausee, treffen wir auf den Wasserwacht-Mann, der uns dann erzählt, dass diese Sirene aufheule, wenn Not am Mann resp. an der Frau sei; meistens handle es sich um einen Motorrad- oder Autounfall und Feuerwehr, Krankenauto, Polizei und er von der Wasserwacht seien dann aufgeboten. Das sei an schönen Wochenend-Tagen häufig der Fall, weil dann zwei umliegende Pässe gesperrt seien und die Fahrer diese Strecke entlang des Sylvensteinsees nach Wallgau wählten. Auf dem See können wir nebst der überwältigend schönen Spiegelung der Berge, Wälder und des Himmels auch Kanufahrer, Stand-up-Padler und sogar vereinzelte Schwimmer sehen…und uns beim Fotografieren dieser traumhaften Kulisse kaum zurückhalten. Diese Szenerie, bei der keine Häuser und keine Strasse zu sehen sind (ein paar wenige hat es nur in unserem Rücken) könnte in Kanada oder Finnland sein, aber nein, wir befinden uns nahe von Daheim, im deutschsprachigen Nachbarland. Wie hat es doch viele schöne Plätze auf dieser Welt, viele auch recht nahe!