Am nächsten Morgen steuern wir mit Leinen und Hundesäckli ‘bewaffnet’ erneut ins Gelände des Freilichtmuseums. Obwohl es für die Touristen noch nicht geöffnet ist, herrscht doch schon emsiges Treiben: die Tiere werden versorgt und rausgelassen – wir können Kühe, Geissen, Hühner, Kaninchen, Pferde und die Muttersau begrüssen und beschnuppern – die Häuser geöffnet und die Restaurants beliefert. Die Wolken haben sich ausgeregnet , hängen aber noch tief über die Berge ringsum. Nach einem gemütlichen Frühstück ziehen wir los, zuerst dem malerisch blau-grün daliegenden Brienzer-, dann dem grösseren Thunersee entlang erreichen wir Spiez und fahren ins Simmental. Über eine kurvige Bergstrasse geht es stetig bergan, so dass der MAN glatt 5 l mehr braucht als auf der Autobahn. Der Himmel hat mittlerweile blaue Flecken und die Sonne scheint auf die saftig grünen Wiesen, in denen schwer beladene Apfel- und Zwetschgen-Bäume zu erkennen sind. Gstaad präsentiert sich im schönsten Sonnenlicht, als wir in diesem zur Gemeinde Saanen im Obersimmental gehörenden Ort auf 1000 müM einfahren, das in einem grossen Skigebiet liegt und sommers wie winters zahlreiche Festivals und Sportveranstaltungen beherbergt. Die Häuser sind im Chalet-Stil erbaut, was dem Ort einen besonderen Reiz verleiht. Reiche, Schöne und Prominente verbringen hier zahlreich ihre Ferien …. für einen Tage gehören wir auch dazu! Ein Verantwortlicher des OK Teams verhilft uns zu einem gut gelegenen Parkplatz bei der Eggli Bahn – danke an dieser Stelle, Röbi -, unweit des Festgeländes und optimal am dem Bach entlang führenden Wanderweg gelegen. Diesen probieren wir dann mit Oxi und Luso aus und sie finden ihn spannend, weil es ein Hundegassiweg zu sein scheint. Dann kurz vor 18 Uhr machen wir uns auf den Weg: Uschi hat in einem Wettbewerb zwei Tickets für die Freitagabendkonzerte an der Country Night Gstaad gewonnen! Das ist einer der Gründe, der uns wieder ‘auf Tour’ gebracht hat. Die Vorfreude ist gross , denn es gibt ein Jubiläum zu feiern es ist die 30te Ausgabe dieses Events. Draussen wurde ein Festgelände mit Luna-Park und Verpflegungssständen aufgebaut, in der Festhalle hat’s Verkaufsstände mit Country-Musik und -Kleidern sowie Bars und im Konzertzelt, in dem schon so bekannte Country-Stars wie Loretta Lynn, Tammy Wynette, Trisha Yearwood und Emmylou Harris aufgetreten sind, erwarten uns heute zum Auftakt die Krüger Brothers. Die Aargauer waren in der Schweiz schon bekannte Bluegrass-Musiker bevor sie vor 16 Jahren in die USA auswanderten und jetzt in North Carolina ihren Weg weitergehen, wenn sie nicht ab und zu für Gigs in die Heimat zurück gebucht werden. Es sind hunderte von Stühlen im Zelt platziert und wir haben in der Reihe 29 einen prima Platz mit guter Sicht auf die Bühne. Daneben sind zwei riesengrosse Leinwände aufgestellt, auf die die Protagonisten in gross projiziert werden, so dass das Publikum jede Gesichtsregung mitbekommt. Es ist eine Freude, dieser Musik (Jens soll der beste Banjospieler sein) und dem Gesang zuzuhören, da wippen die Füsse automatisch mit. Kein Wunder werden die Musiker nach einer Stunde mit grossem Applaus verabschiedet. Danach kommen zwei junge Amerikanerinnen auf die Bühne, die für unsere Ohren viel zu laute und rockige Töne von sich geben und zahlreiche Besucher förmlich aus dem Zelt vertreiben. So auch uns, also machen wir uns in der Zeit bis zum nächsten Act zu Fuss auf ins Zentrum von Gstaad, einer breiten verkehrsfreien Strasse, die links und rechts von grossen Geschäfts-Chalets gesäumt ist. Nebst Top-Namen der Schmuck- und Modewelt (da gibt es T-Shirts für CHF 220.- und unansehnliche Marken-Turnschuhe zum halben Preis: immer noch 320.-!!), flanieren wir vorbei an Boutiquen mit Einrichtungsgegenständen, Banken und Restaurants sowie Immobilien-Anbieter. Bei vielen der im Schaufenster präsentierten schönen Appartements und Chalets sind die Preise nur auf Anfrage erhältlich, ein paar wenige sind mit mehreren Millionen angeschrieben und schon für kleine Wohnungen reicht eine Million nur knapp – crazy, absolut verrückt. Es ist zwar eine tolle Gegend hier und die Chalets sind wirklich ansehnlich, aber oftmals so nahe aneinander gebaut, dass man glaubt der Schnee vom einen Dach rutsche im Winter bestimmt auf das nächste runter. Das bekannte, hoch über uns thronende Hotel mit Türmchen ist hell beleuchtet, wie auch viele andere grosse Gebäude, sogar einige grosse Tannen muten schon/noch immer weihnächtlich an in ihrem nächtlichen Glanz. Nach unserem Ausflug in die reiche Oberstadt, zielen wir wieder runter ins Zelt, wo demnächst drei Newcomer mit einem an George Strait oder Alabama erinnernden Sound auftreten sollen. Und tatsächlich, strömen die Zuhörer wieder auf ihre Plätze und singen beim Auftakt-Song ‘country roads’ gleich mit. Die drei Amerikaner werden vom Schweizer Pepi Hug und seiner Lead-Gitarre begleitet. Dem Publikum gefällt’s, aber leider akzeptiert der Veranstalter keine Zugaben, da der nächste topaktuelle Countrystar: Brett Young, der vor kurzem von der ACM zum besten neuen Sänger des Jahres gewählt wurde, bereits wartet. Ja, so schnell ist ein Wettbewerbs-Gewinn, eine Nacht im Nobelort und ein Ausflugs-Grund vorbei. Aber, never mind, wir haben noch einen ‘Pfeil im Köcher’, schlafen ruhig und gut und freuen uns schon auf den morgigen Tag.