Crans-Montana im Wallis: 8.-10.6.18
Es ist Freitag und wir verreisen. Dieses Mal ist unser Ziel das im Südwesten der Schweiz gelegene Wallis. Der Kanton ‘Valais’ ist der 3. grösste Kanton der Schweiz und erst 523 Jahre nach der Gründung der Eidgenossenschaft dem Bund beigetreten. Hier wird zu 2/3 Französisch und zu 1/3 Deutsch gesprochen (wobei das Walliser Diitsch auch von Deutschschweizern nur teilweise verstanden wird), 75 % der Einwohner sind katholisch (es finden sich sehr viele Walliser in der päpstlichen Schweizergarde). Hier liegt der höchste Berg der Schweiz, die Dufourspitze mit 4634 m; (Matterhorn 4478 m); der tiefste Punkt liegt mit 372 m am Genfersee. Zum Wallis zählt auch Grande Dixence, die höchste Staumauer Europas (285 m). Das Wallis ist Ziel vieler Wintersportler, bietet es doch mit 600 km Langlaufloipen und über 3000 km Skipisten sowie zahlreicher Thermalbäder eine grosse Auswahl. Kein Wunder ist der Tourismus auch der wichtigste Wirtschaftssektor. Dank des trockenen und warmen steppenähnlichen Klimas blüht die Vegetation üppig. Nebst den sich bis hoch in die Hänge hinaufziehenden Reben (5236 ha; bekannte Weissweine wie der Fendant oder der Johannisberg kommen u.a. von hier) sieht man – hat sich der Schnee verzogen – sehr viele Aprikosen- und Birnenbäume sowie grosse Gemüsefelder….und immer wieder einen Golfplatz!
In weniger als 6 Stunden (inkl. Mittagsspaziergang mit unseren Hunden) erreichen wir das Gebiet des Rhonetals über die Autobahn via Bern, Lausanne, Martigny. Die Auswahl an möglichen Passfahrten hier ist gross, über den Simplon oder den Grossen St.Bernhard erreicht man schnell unser südliches Nachbarland Italien und über den Pas de Morgins oder den Col de la Forclaz geht’s nach Frankreich. Um ins Tessin zu gelangen kann man über den Nufenen, über die Furka erreicht man den Kanton Uri oder über den Grimsel Bern. Heute morgen erst haben wir im Radio gehört, dass nach einem schneereichen Winter die fast letzten Alpenpässe ihre Wintersperre aufgehoben haben. Das schöne warme Frühlingswetter dieses Jahr hat sich ja in den meteorologischen Sommer hinein fortsetzen können und für heute waren Temperaturen von bis 27°C angesagt. Wir sind nicht unglücklich, dass sich doch einige Wolken zeigen. Im Wallis ist es für ein Mal noch bewölkter und es weht ein kräftiger Wind, am Abend fallen sogar einige Tropfen. Bei der Raststätte nahe Martigny (das ist der grösste und schönste Autobahn-Rastplatz in der Schweiz) liegen ehemalige Baggerseen, die sich blau-grün mit kleinen Wellen präsentieren. Stolze Enteneltern mit 4-8 jungen flauschigen Federknäueln tummeln sich entlang des Ufers, Windsurfer flitzen über’s Wasser und Hunde üben sich im Frisbee aus dem Nass holen; Oxi und Luso sind nicht so verwegen, aber Oxi steigt immerhin bis zu den Knien hinein.
Am nächsten Morgen lassen wir unseren Zug im Tal unten stehen und ‘satteln’ den Suzuki Jeep (green frog). Nach Durchquerung des mittelalterlich geprägten Stadtbilds von Sitten führt uns die Strasse kurvenreich und steil 1000 Höhenmeter bergan. Wir wollen zum von kleinen Seen und ausgedehnten Fichtenwäldern geschmückten Hochplateau von Crans-Montana, das Ziel vieler reicher In- und Ausländer. Der Ort zeigt sich entsprechend mit grossen, schönen Mehrfamilienhäusern im Chalet-Stil (aktuell überwiegend geschlossene Fensterläden; es ist noch nicht Saison) und engen Strassenzügen zwischen Hotels, Appartements, Cafés, Geschäften und Büros (zahlreiche Geschäftslokale sind leer und suchen Mieter). Bekannt geworden ist die Gegend durch zahlreiche Veranstaltungen im alpinen Skisport. Nebst 140 km Winter-Skipisten kann man auf dem nahen Gletscher auch im Sommer Skifahren, ansonsten ist hier Golf das grosse Thema, daneben kann auf 135 km gewandert oder Mountainbike gefahren werden. Wir parkieren und machen zu Fuss eine Runde um den Etang Long am Rande des bekannten Golfplatzes, wo jährlich das Omega European Masters, eines der bekanntesten Golfturniere Europas ausgetragen wird. Anschliessend schlendern wir durch das Zentrum, trinken einen Kaffee in einem Strassencafé und schauen – mangels Fussgängern – den teuren SUV und Sportwagen nach.
Den Nachmittag verbringen wir in der Nähe von Monthey, an einem Baggersee. Es weht ein leichter Talwind und die Sonne wird von zahlreichen Wolken daran gehindert, uns die angekündigten Temperaturen von bis zu 29 °C zu schicken. Nichtsdestotrotz haben sich zahlreiche Schwimmer, Taucher, Hündeler und sonstige ‘Nichtstuer’ hier eingefunden, um den Nachmittag zu geniessen. Am Abend regnet es leicht und bei Einbruch der Dunkelheit werden wir mit einem Feuerwerk überrascht. Sicherlich 10-15 Minuten lang zeichnen sich wunderschöne pyrotechnische Darstellungen am Himmel ab. Am anderen Morgen spazieren wir früh morgens um den noch besucherlosen See und können einer Schwanenfamilie mit 4 Jungen zuschauen. Dann geht’s in einem Rutsch heimwärts, denn den Sommer-Nachmittag mit bis 30°C wollen wir daheim im Garten verbringen.
Unser Fazit der Jura mit seinen geschwungenen Hügeln, Weiden und Wäldern gefällt uns eindeutig besser als dieses von hohen Bergen eingefasste Tal. Als Ausflugsziel ganz interessant, aber hier sesshaft werden, möchten wir eher nicht. Böse Zungen sagen den Wallisern, die sich 13 Sterne auf ihre Flagge ‘gegeben’ haben denn auch nach, dass das schmale Tal mit dem eingeschränkten Himmels- und Horizont-Blick ihren Charakter geprägt habe.
Dieses Wochenende war auch die Abstimmung, ob sich das Wallis für die Olympischen Winterspiele 2026 offziell bewerben will. Die Einwohner des Kanton Wallis konnten über einen Kredit von CHF 100 Mio. (allein für das Bewerbungsdossier) abstimmen. Die Sache ist sehr umstritten, denn der Kt. VS ist schon jetzt in der gesamten Schweiz der grösste Geldbezüger mit der kleinsten Wirtschaftsleistung. Am Sonntag Abend schon sind die meisten Stimmen ausgezählt: die Stimmbevölkerung hat abgelehnt.