Nach regnerischen Tagen stehen die Zeichen am Freitag vor Pfingsten auf Sonne. Die Mehrheit der Leute sind am Arbeiten und/oder Vorbereiten auf das lange Pfingstwochenende. Entsprechend wenig Leute sind unterwegs, als wir kurz vor 14 Uhr bei der Kapelle Emaus in Zufikon (370 m.ü.M.), einer Gemeinde im Kanton Aargau (meinem Heimatkanton im Schweizer Mittelland) parkieren. Die Kapelle liegt dicht am Wald über dem Reuss-Ufer, stammt aus der Mitte des 16. Jahrhunderts und wurde zu Ehren der Muttergottes und des heiligen Antonius der Einsiedler errichtet. Besonders auffällig sind die Bilder-Zyklen aus dem 17. Jahrhundert, die vom Heiligen Antonius Eremita und von Nikolaus von der Flüe erzählen sowie die Krypta mit Marienheiligtum und die Antoniushalle. Im 20. Jahrhundert wurde das Heiligtum mit Hilfe von Schuhfabrikant Dosenbach in eine Stiftung überführt Früher wohnten Franziskaner Mönche im Gebäude, 1992 lösten Franziskaner-Schwestern diese ab.

Unsere beiden Pelztiere begleiten uns natürlich auf diesen ca. 7,3 km des Freiämter Wanderwegs, auf dem Leinenpflicht besteht. Zuerst geht’s ein Stück durch ein Wäldchen bevor wir über die historische Holzbrücke vor dem Kloster St. Martin bei Hermetschwil über die Reuss zum linken Flussufer wandern. Dieser Weg ist nur den Spaziergängern vorbehalten und führt auf der einen Seite entlang dem Wasser, während sich auf der anderen Seite mal Mager-, mal Blumenwiese und ein grösseres Moorgebiet abwechseln. Ab und zu sind kleine Hügel aufgeschüttet, von denen das Leben auf dem Flachsee über den Schilfgürtel hinweg besser beobachtet werden kann, Informationstafeln und aktuell viele gelbe Lilien säumen den Weg. Es geht ein leichter, angenehmer Wind und vom Wasser her ertönen krächzige Laute während von der anderen Seite her höhere, pfeiffende Vogelstimmen vernommen werden können.

Der 40 ha grosse Flachsee (max. 7 m tief) ist mit seinen weitläufigen Sumpflandschaften und den kleinen Inseln in der Seemitte ein Paradies für Vögel. Das Naturschutzgebiet der Reussufer-Landschaft entstand 1975 durch den Bau der Kraftwerke Bremgarten-Zufikon. Über 240 Vogelarten wie Kormorane, Graugänse, Haubentaucher, Blässhühner, Stock- und Löffelenten sind schon erspäht worden. Auch Biber haben ihre Spuren hinterlassen und seltene Pflanzen wie das Süssgras wachsen hier. Es ist ein gemütlicher, flacher Spazierweg und wir können uns in Ruhe die Natur zu Gemüte führen.

Nach einer Stunde erreichen wir die Stahlbogenbrücke bei Rottenschwil. Bevor wir diese aus dem späten 19. Jahrhundert stammende, mittlerweile unter Denkmalschutz stehende Brücke überqueren, kehren wir im nahe gelegenen Landgasthof zum Hecht ein und geniessen ein hausgemachtes Glacé. Die Hunde werden ebenfalls bedient und kriegen einen Napf mit kühlem Wasser, das sie gerne annehmen, denn entlang des Ufers konnten sie nur selten durchs Schilf ans Reusswasser gelangen. Danach geht’s weiter über die separate Fussgängerbrücke; gut gibt es diese, denn die nur einspurig befahrbare Stahlbogenbrücke wird von LkWs und PWs rege benutzt. Auf den ersten paar hundert Meter dem rechten Flachsee-Ufer entlang müssen sich Fussgänger, Velo- und Töff-Fahrer das befestigte Trassee teilen, bevor der Wanderweg sich wieder trennt und nahe am Ufer weiterführt, wo Kormorane mit ausgebreiteten Flügeln, Höckerschwäne und herumplantschende Enten wieder unserer Aufmerksamkeit sicher sind. Am Himmel haben sich zwischenzeitlich hochauftürmende weisse Wolkenberge gebildet, durchaus malerisch und noch ohne die Sonne zu verdecken. Eine weitere Stunde später sind wir zurück an unserem Ausgangspunkt….und fahren über den stark bebauten Mutschellen, ein ‚Pässlein‘ (nur 550 müM), das das Reusstal mit dem Limmattal verbindet, in den Feierabendstau auf die Autobahn. Zufrieden vom kleinen Ausflug an die Wasserwelt des Reuss-Flachsee nehmen wir dies aber mit Gelassenheit und in Vorfreude auf einen gemütlichen Abend daheim.