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Es hat die ganze Nacht geregnet – so lange man unter der Bettdecke, im Warmen und Trockenen liegt, sind die Tropfen aufs WoMo Dach ganz angenehm, fast musikalisch, aber….Luso jedenfalls hat beim Öffnen der Türe erschrocken gezittert und gar keinen Bock auf’s Gassigehen gezeigt. Nichts da, der Chef kennt kein Pardon und an der Leine gibt’s sowieso nichts zu Mucken….dafür nachher einen warmen Abrieb und einen Napf voller Gutelis. Frisch gestärkt und geputzt verlassen wir Hammerfest südwärts und siehe da, bald lässt der Regen wie prognostiziert nach resp. bleibt ganz weg und schon sieht die Welt viel freundlicher aus! Es ist eine öde Gegend, die wir heute durchfahren, jedoch wenn man genauer hinschaut, gibt es viel Schönes: da ein noch in blau-grün schimmerndem Eis erstarrter See, dort eine Gruppe Rentiere mit Jungen, hier das letzte Birkenwäldchen bevor nichts Hohes mehr wächst aber dafür hat es Islandmoos und Flechten in allen Formen sowie Steinformationen, die aussehen wie Bücher so blättrig geschichtet, ein weiss dazwischen herabstürzender Wasserfall oder ausgewaschene Felstürme. Die Insel Mageroya, die wir über einen 6,8 km langen, bis 212 m tiefen Unterwasser-Tunnel unter 50 m massivem Felsgestein durch erreichen, ist der längste und nördlichste Strassentunnel der Welt unter dem Meeresboden (bis 1999 ging das nur per Fähre). Mageroya ist ebenfalls ein unwirtliches Fleckchen Erde und doch haben sich auch hier Menschen entlang der Küste niedergelassen. Diesen wird doch ziemlich arg um die Ohren gefahren, denn am anderen Ende der Insel, nach einer kurvigen und hügeligen Strecke, liegt das 300 m hohe, fast senkrecht zum Eismeer abfallende Nordkap-Plateau, Ziel so manchen Nordlandfahrers. Ein Zahlhäuschen steht noch dazwischen, dann nach einem stolzen Eintrittspreis können wir alles kostenlos geniessen: den Globus fast zuäusserst auf dem Fels, den jedermann/frau ablichten will als Zeugnis seines Besuchs oder die ‘Kinder der Welt’-Bilder, erstellt von Kindern aus 7 verschiedenen Teilen der Welt und natürlich die Nordkap-Halle mit dem grössten Souvenir-Shop Norwegens oder das Kino, in dem auf einem 125° Bildschirm diese Landschaft hier ‘am Ende der Welt’ zu allen 4 Jahreszeiten und aus der Perspektive Fuss, Schiff, Flugzeug und Strassenpflug gezeigt wird. Um 15 Uhr sind noch unzählige Bus-Touristen u.a. aus den Hurtigruten-Schiffen da, die entweder im windgeschützten Eintrittsbereich auf den Bus warten oder im Shop umhertrampen und -rufen, es herrscht ein geradezu babylonisches Stimmengewirr aus einer Vielzahl von Sprachen und ein Gedränge wie im Schlussverkauf. Nach den letzten Wochen so herrlicher Ruhe und Weite auf der Reise durch Schweden und Norwegen sind wir nach kurzer Zeit gestresst und froh, mit den gefundenen Klebern die Schlange an der Kasse überwunden zu haben und wieder raus zu können. Im dritten Untergeschoss schauen wir uns den Nordkap-Film an und schreiben danach einige Ansichtskarten, die hier im nördlichsten Postamt abgestempelt werden sollen. Mit den Hunden schauen wir uns das z.T. noch mit Schneehaufen bedeckte Plateau um 18 Uhr nochmals an – das ist einer der riesigen Vorteile eines Wohnmobils, man kann einfach stehen bleiben wenn die anderen auf die Heimfahrt müssen – und siehe da, die Sonne strahlt uns entgegen und vor den Foto-Sujets stehen nicht zig Leute. Wir sind fast alleine und könnten uns so richtig Zeit lassen, wenn uns nicht der Wind so eisig um die Ohren blasen würde….wir haben letztere zwar eingepackt, aber unser portugiesischer Vierbeiner zittert wie Espenlaub, sobald wir stillstehen; ja er ist sich halt noch nicht an Schweizer oder Norweger Winde und Temperaturen gewöhnt. Oxi hat wieder ein hervorstechendes Plätzchen für ihr Geschäft gefunden: direkt vor dem Restaurant-Aussichtsfenster hinter welchem Leute an Kaffee und Kuchen sassen – natürlich haben wir’s eingesammelt und sind dann schnell zurück um auf 71°10’21’’ mit Champagner anzustossen.