Weit kann der Blick beim Morgenspaziergang ungehindert schweifen von der steinigen Küste, den wenigen farbigen Häusern auf den Wiesen bis hinüber zu den verschneiten, weissen Bergzügen. Sobald man die Küste verlässt, steigt die Strasse an und vielfach erreicht sie die einsame Fjell-Landschaft, die Hochflächen ob der Nadelwaldgrenze, wo nur Autos, Wohnmobile und ab und zu Rentiere unsere heutigen Begleiter waren. Dann haben wir die Provinzgrenze von Finnmark, der nördlichsten Provinz Norwegens überquert. Die wenigen Orte hier liegen hauptsächlich an der Küste; davon abgesehen ist die Region nahezu menschenleer. Statistisch betrachtet liegt die Einwohnerzahl in der Finnmark bei 1 Einwohner/km2 (!). Finnische Wirtschaftsflüchtlinge sind hier neben Samen und Norwegern sesshaft geworden, darum sind die Ortstafeln 3-sprachig.
Viele landschaftliche Highlights haben wir heute im Land der Fjorde gesehen. Geht die Strasse von Fjell wieder runter Richtung Küste, geniesst man vielfach einen herrlichen Blick auf Norwegens Fjordlandschaft und auf die Buchten. Baustellen zeigen, die Strasse wird verbreitert und Tunnels (Marti und Implenia sind auch vertreten) werden gebaut, um die ‘Passfahrten’ auszumerzen. Am Nachmittag erreichen wir Alta, ‘die Stadt der Nordlichter’, die vor allem passionierten Anglern ein Begriff sein dürfte, versuchen doch viele von ihnen im angeblich lachsreichsten Fluss der Welt, dem Altaelva, ihr Glück. Durch das günstige Klima ist die Gegend heute die nördlichste Region, in der Ackerbau betrieben wird. Daneben verdienen die Leute ihren Lebensunterhalt mit dem Fischfang, in der Holzverarbeitung, dem Tourismus (Alta liegt an der Route zum Nordkap) und es gibt Tonschiefer-Brüche, von wo heute in 20 Länder exportiert wird. Der Alta-Quarzit ist äusserst hart, abriebfest und absolut frostsicher; z.B. stammt der Fussboden im New Yorker UN-Gebäude aus Alta. Bekannt ist Alta auch wegen den etwa 3000 Felszeichnungen . Über Holzstege werden wir in malerischer Umgebung durch das felsige Ufer-Gebiet zu den in den Fels geritzten Abbildungen geführt, die vier- bis sechstausend Jahre alt sein sollen und die in die UNESCO-Liste der Kulturschätze aufgenommen wurden. Abgebildet sind Tiere wie Bären, Rentiere, Elche und Menschen mit Pfeil und Bogen und Boote. Ein besonderes Bauwerk glänzt einen förmlich an, die vor 4 Jahren eröffnete Nordlichtkathedrale, deren Form dem Nordlicht nachempfunden wurde. Sie ist ganz aus Beton gebaut und aussen mit Titanplatten verkleidet. Wieder konnten wir heute überwiegend gutes Wetter mit Sonne, Wolken und Wind – aber noch zu kühl – und nur wenig Regen verzeichnen. Morgen geht’s weiter nach Hammerfest und dann nähern wir uns unaufhörlich dem Nordkap. Ein Einheimischer hat uns heute erzählt, dass dort vor 2 Tagen ein regelrechter Schneesturm die Touristen förmlich von der Strasse gefegt haben und darum die erst vor ein paar Tagen offiziell wieder eröffnete Zufahrtsstrasse gesperrt gewesen sein soll. Laut webcam ist die Strasse aber schon wieder geräumt und es schaut ganz ‘manierlich’ aus. Für unsere Ankunft haben wir sowieso klares Wetter und Sonne bestellt….